Ende letzter Woche ist der “LEGO Hobbit” für Spielkonsolen und Windows-PCs herausgekommen. Das Spiel setzt die LEGO-Reihe fort, die von Star Wars über Indiana Jones, Harry Potter, Piraten der Karibik bis zu den verschiedenen Superhelden reicht.
Die Grafik ist vor allem in Full-HD wunderschön anzusehen und m.E. noch einen Tick detaillierter und liebevoller gestaltet als im “Herrn der Ringe”. Sie ist auch nicht mehr ganz so bunt, sondern kommt in etwas gedeckteren Farben daher. Sofern eine Grafikkarte der Mittelklasse im PC steckt (bei OnBoard-Grafiken wird man Details abschalten müssen), kann man sich an zahlreichen Effekten und tollen Lichtstimmungen erfreuen. Sound und Musik sind ordentlich und die Dialoge heben sicht von der Musik ab, so dass man sie gut verstehen kann. Zur Not lassen sich Untertitel einblenden. Musikalisch wird der Filmscore geboten. Zusätzlich gibt es einen Erzähler, der die Handlung voranbringt. Es soll ja Leute geben, die die Geschichte des Hobbits immer noch nicht kennen… Die Steuerung ist wie bei den anderen LEGO-Spielen auch und lässt sich individuell anpassen. Mit Tastatur ist das Spiele manchmal etwas hakelig; ein Gamepad dürfte da helfen.
Obwohl das Spiel viele Hinweise mitbringt, ist der Anfang nicht ganz leicht, denn es gibt eine ganze Menge zu lernen: so hat jeder Charakter eine oder mehrere Spezialfähigkeiten (oder Ausrüstungsgegenstände) und man muss sich erstmal merken, wer was kann. Gerade bei den vielen Zwergen ist das nicht immer ganz einfach, zumal sie das Spiel nicht immer benennt, sondern statt dessen ihr Porträt einblendet – man muss also wissen, wie z.B. Bifur aussieht. Darüber hinaus haben die Zwerge neue Besonderheiten: sie können sich “mit einem Kumpel” zusammentun und gemeinsam angreifen – bei großen Gegnern (z.B. Trollen) ist das nötig. Oder sie stellen sich übereinander und bilden eine Art Räuberleiter, um höhere Gebiete zu erreichen. Hat man in den früheren LEGO-Spielen lediglich Legosteine (“Studs”) als Punkte eingesammelt, so ist man beim “Hobbit” auch auf der Suche nach “Ressourcen” (Holz, Stein, Gold, Seile, Edelsteine u.v.m.) – die braucht man, um während des Spiels Gegenstände zu bauen, ohne die man nicht weiterkommt. Immer wieder trifft man auf Händler, bei denen man Ressourcen eintauschen kann. Das macht die Sache interessanter, aber auch komplexer, weil man auf mehr Dinge achten muss. Das Bauen von Gegenständen aus Ressourcen spielt sich auf einer “Werkbank” ab, bei der man auf Zeit benötigte Legoteile identifizieren muss. Je schneller man hier ist, desto mehr Bonuspunkte gibt es. Das sieht lustig aus, ist auf Dauer aber etwas nervig. Es scheint aber ein Extra zu geben (welches man im Laufe des Spiel bekommen kann), welches “schnelles Bauen” (ohne Werkbank?) ermöglicht.
Insgesamt orientiert sich das Spiel sehr nah am Film, wobei es manche Szenen noch einmal vereinfacht. Schon rein optisch wird man vieles aus dem Kino wiedererkennen. Aber auch der bekannte LEGO-Humor kommt nicht zu kurz und es gibt sehr viel zum Schmunzeln – und es sind wirklich lustige Dinge, machmal sogar Insider, und keine Flachwitze. Man ertappt sich schnell dabei, “nur noch einen (!) Level” zu spielen…
Einen dicken Wehrmutstropfen gibt es aber auch: so wie viele große Label hat man sich bei LEGO entschlossen, das Spiel ausschliesslich über die Distributionsplattform Steam zu veröffentlichen. Es muss also zunächst der kostenlose Steam-Client installiert werden und man muss eine Registrierung bei Steam vornehmen (E-Mail, Name, optional ein Profil). Ohne Client oder ohne Registrierung gibt es keinen “Hobbit”. Und wenn man spielen möchte, teilt das der Steam-Client seinem Betreiber Valve mit. Darüber hinaus ist das Spiele für immer mit der eigene Steam-Registrierung verknüpft, eine Weitergabe der DVD oder ein Verkauf ist damit ausgeschlossen. Hat man diese Kröte geschluckt, kommt auch gleich die nächste – da Steam ein Distributor ist und sich um regelmäßige Updates seiner Spiele kümmert, kann man den “Hobbit” trotz gekaufter DVD lediglich aktivieren und muss ihn dann komplett herunterladen. Das sind satte 7.6 Gigabyte, deren Übertragung auf meiner DSL-6000-Leitung etwas mehr als vier Stunden gedauert hat. Dafür kann die DVD dann im Regal verschwinden, theoretisch kann man sie sogar wegwerfen, denn alle Steam-Spiele sind mit der eigenen ID verknüpft. Die DVD braucht man nur für den einmaligen Aktivierungscode und zum Ins-Regal-stellen, damit es nett aussieht.
Steam setzt stark auf die Community, man kann Freundeslisten anlegen, mit- und gegeneinander spielen (wenn es die Spiele hergeben) und der Welt jederzeit mitteilen, was und wann man spielt. Der steameigene Shop informiert über Neuigkeiten und Angebote – egal, ob sie einen interessieren oder nicht. Ich habe mir den Client genauer angesehen und alles abgestellt, was Daten über mich und meine Spiele nach draußen publiziert. An persönlichen Daten habe ich nur meine Mailadresse und meinen Vornamen hinterlegt. Ach ja: einen Steam-Namen braucht man natürlich auch, und da “Uli” natürlich längst vergeben war, musste ich mir was anderes ausdenken Im Ergebnis heißen die Leute auf solchen Plattformen dann “~süPER_hÄnxT1867”, was natürlich großartig klingt. Des weiteren habe ich Steam auf “offline” gestellt und es startet nur dann, wenn ich den “Hobbit” spielen möchte (die Voreinstellung ist natürlich “beim Starten von Windows”). Anschließend muss ich den Client auch manuell beenden, wenn ich nicht möchte, dass er weiterläuft. Und da ich nicht weiß, was er noch so alles tut und sendet, mache ich das natürlich. Der Offline-Modus von Steam verhindert Freundschaftsanfragen, News aus meinem Dunstkreis, Sonderangebote und Updates. Bis auf die Updates ist es genau das, was ich will. Trotzdem kann immer noch was im Hintergrund übertragen werden.
Man kann das jetzt sehen wie man möchte – ich selbst halte überhaupt nichts von Distributionsplattformen. Ich will meine Software im Laden kaufen, installieren und dann nutzen, wie ich das für richtig halte, ohne dass der Hersteller stets darüber auf dem Laufenden gehalten wird. Aber damit stehe ich auf verlorenem Posten, denn meine Art von Softwarenutzung stirbt langsam aus. Modelle wie Steam setzen sich immer stärker durch. Die meisten Neuerscheinungen der großen Labels erscheinen (nur) hier. Natürlich ist Steam für den (unbedarften) Benutzer, der einfach nur spielen will, total praktisch. Er muss sich um nichts kümmern, ist immer auf dem neuesten Stand, kann Spiele online kaufen und wenn er irgendwann mal einen neuen Rechner hat, muss er nur Steam installieren – alle seine Spiele inklusive abgespeicherter Spielstände werden einfach aus dem Netz nachgeladen. Das hat schon was.
Es geht eben nur auf Kosten der eigenen Freiheit am Rechner, denn die hat man dann eben nicht mehr.
Rezension von Ulrich Hacke