Beim Surfen, in Social Media, in Kalendern… überall trifft man auf Zitate, die J.R.R. Tolkien zugeschrieben werden. Wie bei allen berühmten Persönlichkeiten stimmt diese Zuschreibung jedoch nicht immer (so ganz).
Auf dieser Seite stellen wir Euch einige (un-)echte Zitate vor.
KEIN Tolkien-Zitat!
“A single dream is more powerful than a thousand realities.”
dt.: „Ein einziger Traum ist mächtiger als tausend Realitäten.” [eigene Übersetzung]
Dieses Zitat wurde auf einem Poster des Künstlers Tom Jung veröffentlicht, das er für die Verfilmung des Herr der Ringe durch Ralph Bakshi gestaltet hatte. Gesagt hat es Tolkien aber wohl nie! Anscheinend stammt es aus dem Roman Fanshawe von Nathaniel Hawthorne aus dem Jahr 1828.
Achtung! Bei einem Zitat macht Tolkien einen Salto im Grab!
Not all who wonder are lost
Ugh! Der arme Bilbo! So viel Mühe hat er sich mit seinem Rätsel über Streicher gegeben und dann das!Korrekt heißt es:
Wolfgang Krege weicht mit seiner Übersetzung „Nicht jeder Verirrte verliert sich” übrigens stark von der Bedeutung des Originals ab (Margaret Carroux liegt mit „Nicht jeder, der wandert, verlorn” deutlich näher).
“Courage is found in unlikely places”
dt.: „Mut kann man an den unwahrscheinlichsten Stellen finden”
Dieses Tolkien-Zitat hat er dem Elben Gildor in den Mund gelegt. Er spricht es zu Frodo, als dieser und Sam die Elben im Auenland treffen (The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring. “Three is Company”/Der Herr der Ringe: Die Gefährten. „Drei Mann hoch”).
Kein (ganz richtiges) Tolkien-Zitat!
“You can only come to the morning through the shadow.”
dt.: „Nur durch das Dunkel gelangst Du zum Morgen.” [eigene Übersetzung]
Hierbei handelt es sich um ein fast-Zitat. Im Kapitel “Die Durchquerung der Sümpfe” im 4. Buch des Herr der Ringe heißt es zwar:
Aber dieses Zitat muss im Kontext des Kapitels betrachtet werden. Dort ist es nämlich kein Aufmunterer, sondern ein Eingeständnis der vollkommen aussichtslosen Lage von Frodo und Sam. Aus dem Kontext gerissen kann dieses Zitat J.R.R. Tolkien nicht zugeschrieben werden. Schließlich hat der Autor damit nie das gemeint, was heute in dieses Zitat hineininterpretiert wird.
“For not all tears are an evil”
Dieses ist wohl eins der bekanntesten Zitate Tolkiens. Komplett lautet es:
Gandalf sagt das zu Sam, Merry und Pippin, als sie sich an den Grauen Anfurten von Frodo verabschieden. Und es kommt auch im Film The Return of the King vor, was den Bekanntheitsgrad erklären dürfte.
KEIN Tolkien-Zitat!
“Fantasy is escapist, and that is its glory.”
dt.: „Fantasy ist eskapistisch, und das ist ihre Stärke.” [eigene Übersetzung]
Dieses Zitat stammt aus The Language of the Night: Essays on Fantasy and Science Fiction (1979) von Ursula K. LeGuin (und nein, das ist kein Alter Ego von J.R.R. Tolkien ;D)
“Faithless is he that says farewell when the road darkens.”
dt.: „Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird”
Ein sehr nettes Tolkien-Zitat, gesprochen von Gimli (The Lord of the Rings: The Fellowship of the Rings. “The Ring goes South”./Der Herr der Ringe: Die Gefährten. „Der Ring geht nach Süden”.)
KEIN Tolkien-Zitat!
“It simply isn’t an adventure worth telling if there aren’t any dragons”
dt.: „Es ist einfach kein erzählenswürdiges Abenteuer, wenn kein Drache darin vorkommt.” [eigene Übersetzung]
Dieses Zitat ist unglaublich einleuchtend, sinnvoll und muss von einer sehr klugen Person stammen – aber nicht von Tolkien! Tatsächlich ist es aus dem Buch Simple Abundance von Sarah Ban Breathnach aus dem Jahr 1995.
“Still round the corner there may wait/ A new road or a secret gate.”
Wie recht Du hast, Bilbo! (aus J.R.R. Tolkien. The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring. “Three is Company”.)
Ebba-Margareta von Freymann übersetzt diese Zeile aus dem von Frodo und Sam gesungenen Lied von Bilbo so:
Eine sinngemäßes Übersetzung wäre etwa: „Immer noch/Trotzdem kann hinter der [nächsten] Ecke eine neue Straße oder ein geheimnisvolles Tor auf uns warten.” [eigene Übersetzung]
Ausführliche Informationen zu den hier genannten (und zu weiteren) Zitaten findet Ihr auf der Website von Marcel Aubron-Bülles.
Alle deutschen Übersetzungen in diesem Beitrag sind aus der überarbeiteten Übersetzung von Margaret Carroux aus 2004, soweit nicht anders angegeben.