Die Illustrationen von John Howe, Alan Lee und Ted Nasmith haben das Mittelerde-Bild der letzten Jahrzehnte mit geprägt. Aber nicht nur professionelle Illustratoren finden reichhaltige Inspiration in Tolkiens Werken. Es gibt auch unzählige Amateurkünstler, die (oft auf sehr hohem Niveau) ihre Lieblingszenen, -figuren oder -orte aus dem Legendarium im Bild darstellen. Solche Bilder, die nicht im Auftrag eines Verlags oder im Studio eines etablierten Tolkien-Illustrators, sondern aus “Spaß an der Freude” entstehen, werden oft unter dem Sammelbegriff Fanart (zusammengesetzt aus Fan + art (engl. für Kunst)) zusammengefasst. Die Kunstschaffenden werden dementsprechend als Fanartists bezeichnet.
Das Interesse an Bildern zu Tolkiens Werken – ob Illustrationen bestimmter Szenen, Charakterdesign, kalligraphische Umsetzung seiner Gedichte oder Karrikaturen – ist im Fandom sehr hoch. Mussten ambitionierte Fanartists früher ihre Werke im kleinen Kreis zeigen oder auf Veranstaltungen hoffen, bei denen sie ihre Werke endlich einem größeren Publikum präsentieren konnten, bietet das Internet heute viele Möglichkeiten, um Fanart mit anderen Fans zu teilen und sich darüber auszutauschen. Anfänger können sich auf diese Weise Inspiration holen und den ein oder anderen Trick abschauen. Fanartists mit mehr Erfahrung sind fandom-intern oft sehr bekannt und haben oft ihren eigenen Fan-Kreis. Häufig geben sie ihr technisches Wissen auch über Tutorials oder Workshops an andere Kreative weiter. Und wenn man ein Bild so schön findet, dass man es sich direkt zuhause an die Wand hängen möchte, kann man es in vielen Fällen online bestellen.
Auch das Titelblatt unserer Vereinszeitschrift Flammifer wird üblicherweise von Fanart geziert. Dazu gehört auch immer ein kurzer Text zum Bild und zum Künstler. Ein weiteres Beispiel für traditionell gedruckte Fanart ist der Beyond Bree-Kalender, der jedes Jahr von der Tolkien Special Interest Group of American Mensa veröffentlicht wird. Aber selbstverständlich gibt es auch Künstler, die einfach nur zum eigenen Vergnügen tätig werden, ohne ihre Werke anderen Fans zeigen zu wollen. Auch diese Form der Kreativität fällt unter den Begriff Fanart.
Bei den jährlichen Tolkien Society Awards vergibt unsere britische Muttergesellschaft immer auch einen Preis für die beste Illustration des vergangenen Jahres. Dabei sind nicht nur offiziell publizierte Illustrationen, sondern auch Fanart zur Teilnahme berechtigt. Die Grenzen zwischen Fanart und Illustration sind also fließend. In den vergangenen Jahren hat sich immer wieder gezeigt, dass man nicht zum überschaubaren Kreis der offiziellen Tolkien-Illustratoren gehören muss, um bei den Society Awards Gewinnchancen zu haben.