Spieleserie – Teil 4: Schreib Geschichte um

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Ringkrieg-Logo_DE_LayersMan stelle sich einmal vor, Boromir wäre im Kampf gegen die Uruk-hai nicht gefallen und hätte Gondor in die Schlacht gegen Saurons Heerscharen begleitet. Hätten es die blutrünstigen Horden des dunklen Herrschers dann überhaupt vor die Tore der Stadt des weißen Baums geschafft?

Wie wäre die Schlacht ausgegangen, hätten die Zwerge Minas Tirith eine Armee Axtkrieger zur Seite gestellt?

Und mal nur angenommen, die Gemeinschaft um den Ringträger wäre nicht so früh zerbrochen. Hätten die Geschehnisse einen anderen Lauf genommen?

WOTR003-Box_Top_AG_GERMAN_V2.inddAll diese Fragen und noch weitere könnte sich ein jeder selbst beantworten und dazu auch noch spielerisch. Bei dem Strategiebrettspiel „Der Ringkrieg“ kann man den Krieg um das Schicksal des Herrscherrings selbst ausfechten. Die Mechanik und die Aufmachung des Spiels erinnern stark an das Eroberungs-Brettspiel Risiko beziehungsweise die Herr-der-Ringe-Variante desselben. Bei näherer Betrachtung jedoch fallen viel Tiefgang und vor allem mehr Romannähe auf:

Der Ringkrieg ist für 2 bis 4 Spieler gedacht. Zu zweit übernimmt ein Spieler die Führung der Freien Völker (Rohan, Gondor, Elben und Zwerge)und einer die Mächte des Bösen (Sauron, Isengart, Ostlinge und Südländer). Spielt man zu dritt oder zu viert, werden die Parteien jeweils aufgeteilt. Je nachdem welche Seite man steuert, ist das Spielgefühl ein vollkommen anderes und die Situation stark an die Romane angelehnt. Demnach kann der Sauron-Spieler nahezu unerschöpflich Orks und andere Kreaturen rekrutieren, während der Spieler der Freien Völker hingegen mit Bedacht agieren muss, da seine getöteten Einheiten das Spielfeld nicht wieder betreten dürfen. Neben der Möglichkeit, das Spiel militärisch zu gewinnen, kann, wie im Roman auch, der eine Ring die Entscheidung bringen. Der Spieler der bösen Seite ist natürlich erpicht darauf, den Ring alsbald in seinen Händen zu wissen und entsendet die Ringgeister. Um entdeckt zu werden, versucht der Ring stets Einfluss auf seinen Träger zu gewinnen, damit die Nazgûls ihn entdecken können.  Der immer stärker werdende Einfluss des Rings wird mithilfe eines sogenannten Einflussmarkers auf einer 12 Felder umfassenden Leiste dargestellt. Erreicht dieser Marker das letzte Feld, hat der Ring seinen Träger übermannt und gerät in die Fänge Saurons. Erreicht die Ringgemeinschaft hingegen vorher den Schicksalsberg, hat der Spieler der Freien Völker gewonnen.

Karten-und-AktionswürfelDie Basis des Spiels bilden sogenannte Aktionswürfel. Die zu Beginn jeder Runde geworfenen Aktionswürfel bestimmen die Zugmöglichkeiten der Spieler. Mögliche Aktionen sind zum Beispiel die Bewegung von Charakteren oder  Armeen, Rekrutieren von Einheiten oder das Ausspielen von Ereigniskarten. Die Spieler handeln abwechselnd einen Würfel nach dem anderen ab. Wie bereits erwähnt, hat der Sauron-Spieler die Möglichkeit die Gemeinschaft zu jagen. Hierfür verwendet er ebenfalls Aktionswürfel, die er dem sogenannten Jagd-Feld zuordnet und somit ausschließlich für die Jagd beiseitelegt. Umso mehr Würfel im Jagd-Feld liegen, desto größer ist die Gefahr für die Ringgemeinschaft im Falle der Jagd-Ausführung. Immer wenn die Gemeinschaft sich bewegt, wird die Jagd durchgeführt. Außerdem wird der für die Gemeinschaftsbewegung genutzte Aktionswürfel zusätzlich auf das Jagd-Feld gelegt und erhöht wiederum die Gefahr. Pro Aktionswürfel auf dem Jagd-Feld darf der Sauron-Vertreter einen normalen Augenwürfel werfen und für jede gewürfelte „6“ einen zufälligen Schicksalsmarker ziehen, auf dem die Konsequenzen der Jagd verzeichnet sind. Das kann beispielsweise bedeuten, dass der dunkle Einfluss des Rings zunimmt oder die Gemeinschaft um den Ringträger entdeckt wird. Im Falle einer Entdeckung, muss die Gemeinschaft sich erst wieder mithilfe eines Aktionswürfels verstecken, um sich wieder bewegen zu können. Im Verlauf des Spiels kann der Spieler der guten Mächte beliebig Gefährten  von der Gemeinschaft trennen, um zum Beispiel den Freien Völkern im Krieg beizustehen.

Ein Kampf bei Der Ringkrieg wird ebenso wie die Jagd nach dem Ring mithilfe der schlichten Augenwürfel ausgefochten. Pro eigene Einheit dürfen die Spieler einen Würfel werfen, aber nicht mehr als 5 Stück. Jede „5“ und „6“ stellt üblicherweise die Vernichtung einer gegnerischen Einheit dar. Neben einfachen Einheiten sind außerdem Anführer mit von der Partie. Für jeden Anführer in der Armee darf ein bereits geworfener Würfel wiederholt geworfen werden. Die Spieler können sich nach jeder Würfelrunde aus dem Kampf zurückziehen, vorausgesetzt es gibt ein freies oder eigenes Nachbarfeld. Im Normalfall gewinnt der Spieler, der am Ende der Schlacht als einziger noch Einheiten in den beteiligten Spielfeldern stehen hat.

Bevor Der Ringkrieg jedoch erst richtig an Fahrt aufnimmt, müssen sich die Völker Mittelerdes im Krieg befinden. Auf einer sogenannten Politik-Leiste kann man erkennen, welche Partei sich im Krieg befindet und welche nicht. Um in den Krieg einsteigen und Truppen rekrutieren zu können, muss die jeweilige Partei zuallererst aktiviert werden. Ein Volk wird unter anderem dann aktiviert wenn ein passender Aktionswürfel gespielt wird oder ein Feind das eigene Land betritt.  Erst wenn der aktivierte Politikmarker eines Volkes das „Im-Krieg“-Feld betritt, kann militärisch agiert werden.

Karton-RückseiteDer Ringkrieg, in deutscher Fassung beim Heidelberger Spieleverlag erschienen, ist ein sehr komplexes Brettspiel. Bis man allein die Mechanismen des Spiels vollkommen verstanden hat, sind einige Partien vonnöten. Der Ringkrieg ist demnach in erster Linie was für  Vielspieler und Taktik-Füchse, die einem epischen Spielabend nicht abgeneigt sind. Egal ob man die Herrscharen Saurons oder die Armeen der Freien Völker führt: es gibt unzählige Aktionsmöglichkeiten. Daher ist es empfehlenswert, sich bereits vor einer Partie Der Ringkrieg eine bestimmte Strategie zurechtzulegen. Ansonsten kann es vorkommen, dass die vielen Zugmöglichkeiten einen Spieler etwas überfordern können. Der Umfang und das Aussehen des Spielmaterials sind umwerfend. Für jeden Gefährten, fast jeden Bösewicht und sogar für Gollum gibt es eine detaillierte Spielfigur. Das Spiel umfasst darüber hinaus etliche Figuren aller Völker von Mittelerde. Einziger Kritikpunkt hierbei ist die Ähnlichkeit mancher Figuren, die sich ohne näheres Hinsehen kaum unterscheiden lassen. Außerdem umfasst das Spiel sehr viele Ereignis-, Taktik und schön bebilderte Charakterkarten. Das Spielbrett ist sehr stimmungsvoll gestaltet, sehr groß und man benötigt auf jeden Fall einen etwas größeren Tisch, um auch noch alle Spieler hier unterzubringen.

Das Brettspiel Der Ringkrieg (2. Edition), ist für etwa 69,95 € im Handel erhältlich. Die digitalisierten Original-Spielregeln der zweiten Edition sind leider derzeit nicht im Internet verfügbar. Die Regeln zur 1. Edition, die sich von denen der 2. Edition nicht besonders unterscheiden, findet man aber hier. Viel Spaß beim Stöbern und mögen die Schlachten beginnen!

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