Vom 16.-20. August 2012 lieft die große Return of the Ring Konferenz, eine Zusammenkunft von Fans bis Akademikern, die alle fünf Jahre von der britischen Tolkiengesellschaft organisiert wird. DTG-Mitglied und unser Experte für Musik in Mittelerde Heidi Steimel war mit von der Partie und berichtet nun von ihrem ganz persönlichen Erlebnis:
Das Jahr war 2012, nicht 2005, und der Ort war Loughborough, nicht Birmingham. Doch erinnerte vieles an der diesjährigen großen Tolkien Konferenz in England an die erste, die ich damals erlebte. Ein Universitätsgelände, viele Fans aus aller Welt, so viele interessante Vorträge, dass die Auswahl schwer fiel, Verkaufsstände und Kunst und Kostüme – es gab so vieles zu sehen, hören und erleben! Allerdings war es in diesem Jahr für mich anders, denn ich hatte mich verändert. Jetzt war ich nicht mehr ein einsamer Neuling, sondern Mitglied einer Tolkien Gesellschaft, und mir begegneten auf Schritt und Tritt bekannte Gesichter
Bei der Ankunft ging es erst mal zur Registrierung und ins Zimmer, dann ab zu den ersten Vorträgen. Zum Glück waren alle Veranstaltungen in einem überschaubaren Areal, und ich fand mich relativ bald zurecht. Das Programmheft war informativ und so übersichtlich, wie es bei der Fülle an Aktivitäten möglich war, und ein gründliches Studium war wichtig, um wenigstens das Wesentliche nicht zu verpassen. Am späten Nachmittag war der offizielle Beginn mit Eröffnungszeremonie, Sekt, Reden und Vorstellungen.
Ich nutzte den ersten Abend, um die Premiere des Fan Films „Fellows Hip“ zu sehen. Die Abenteuer einer Gruppe junger Gamer waren amüsant und voller In-Jokes, die die Zuschauer mit viel Gelächter quittierten. Danach war der erste Partyabend, mit Musik und mehr – leider war ich zu müde, um alles mitzubekommen.
Der Freitag morgen begann mit einem deftigen englischen Frühstück. So gestärkt konnte ich um 9.00 Uhr die ersten Vorträge aufnehmen. Nach einem eiligen Lunch gingen wir alle zu einer Vorstellung des „One Man Lord of the Rings“, von Charlie Ross. Das war ein großartiges Erlebnis! Der Schauspieler schaffte es, erstaunlich viele Elemente der Filme alleine wiederzugeben und gleichzeitig mit einem Augenzwinkern auf die Bücher einzugehen. Nach weiteren Vorträgen kam ein Redner, auf den wir uns alle freuten – Tom Shippey. Wie immer schaffte er es, ein interessantes Thema („Tolkien on Leadership“) mit seinem großen Wissen und eine Portion Humor vorzutragen. Nach dem Abendessen gab es „Ceilidh“ – Tanz mit Musik. Einige Teilnehmer machten aktiv mit, andere schauten zu und klönten dabei mit alten und neuen Freunden, und noch andere sahen sich den Film „Born of Hope“ an.
Am Samstag begann der Tag wieder früh mit einer großen Auswahl an Vorträgen. Am frühen Nachmittag kam ein weiterer Höhepunkt – der Vortrag von Michael Tolkien, ein Enkel JRRTs, der ebenfalls Autor ist. Er verglich eine eigene Geschichte mit dem Essay „On Fairy Tales“. Später hörten wir eine anerkannte Tolkien Expertin und Autorin, Verlyn Flieger, die über das kontroverse Thema von Tolkiens Beeinflussung durch französische Literatur sprach. Abends fand die Kostümmaskerade statt, und die fantasievolle Ideen und witzige Präsentationen der Teilnehmer ernteten viel Applaus. (Der Auftritt einer gewissen Zauberin mit einer ungewöhnlichen Farbwahl dürfte DTG Thing Besuchern bekannt vorkommen…)
Am Sonntag morgen schafften es nicht alle, zu den ersten Vorträgen zu erscheinen, obwohl es wieder eine interessante Auswahl gab. Ich war glücklich, dass einige Zuhörer meinen Beitrag über Vertonungen des „Old Walking Song“ hören wollten. Der Star des Tages was Brian Sibley, der nachmittags über seine Arbeit am BBC-Hörspiel des HdR und weitere Bücher über die Filmproduktionen sprach. Es machte Spaß, seinen amüsante Anekdoten und Erlebnissen zuzuhören. Am letzten gemeinsamen Abend gab es ein Bankett, zu dem sich viele feinmachten.
Montag morgen gab es noch Vorträge und eine Abschlusszeremonie, obwohl manche Teilnehmer (wie auch ich) nicht ganz bis zum Ende bleiben konnten, da es galt, Züge und Flüge für den Heimweg zu erreichen.
Zwei besondere Mittelpunkte waren während der ganzen Veranstaltung Publikumsmagnete – die große Kunstausstellung, mit vielen namhaften Tolkien IllustratorInnen, ergänzt durch die Händlerstände, und die Zelte und Tische der „La Compagnie du Dragon Vert“, einer französischen Gruppe, die mittelalterliche/Mittelerde Zeiten mit Handwerke und Waffenvorführungen vorlebten.
Bei aller Fülle an Aktivitäten (es gab noch Workshops und Filme und mehr) waren es letztlich die wunderbaren Menschen, die diese Tagung zum Erfolg machten. Die meisten Programmpunkte wurden von Tolkien Fans ohne Vergütung beigetragen, und zwischendurch gab es immer mal Gelegenheit, alte und neue Freunde zu treffen und sich über unser Lieblingsthema zu unterhalten. Diese Menschen wiederzusehen, bei Events der verschiedenen Tolkien Gesellschaften oder bei einer zukünftigen großen Tagung, ist das, worauf ich mich vor allem freue!
Bilder von Ian L Collier