Das Seminar der Tolkien Society – ein Veranstaltungsbericht

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Am 13. Februar 2021 veranstaltete die britische Tolkien Society ein Online-Seminar mit dem Thema „Twenty-first Century Receptions of Tolkien“. Will Sherwood, ein Mitglied der Tolkien Society, führte in das Thema ein und erläuterte, die Bedeutung der veränderten Sicht auf Tolkiens Werke in diesem Jahrhundert. Die folgenden Vorträge beschäftigten sich mit der Sicht zeitgenössischer Autor*innen und Künstler*innen auf das Werk Tolkiens.

Zwei besondere Vorträge

Marie Bretagnolle stellte in ihrem Vortrag „Artists from Middle-earth: a 21st-century dive into Tolkien’s Secondary World” mehrere bildende Künstler vor, die sich mit Tolkiens Erzählungen beschäftigen. Alan Lee, als der wohl bekannteste Zeichner der Tolkien-Welten, war genauso vertreten wie Jay Johnstone, John Howe und Thomás Hijo. Marie Bretagnolle erläuterte anhand einiger Beispiele die Arbeitsweise dieser Künstler. Besonders beeindruckend war die Herangehensweise von Thomás Hijo. Dieser versuche, nach Bretagnolles Aussage, seine künstlerische Vorstellung nicht über Mittelerde zu stülpen, sondern den Kern, wie die Figuren auf ihre Welt reagieren, herauszuarbeiten.

Jordan Doyle bezog sich in seinem Vortrag „Talking Trauma with Tolkien in the 21st Century“ auf die Traumata, die J.R.R. Tolkien in seiner Kindheit und während des ersten Weltkrieges erlitten hatte und die sich in seinen Werken widerspiegeln. Tolkien habe, besonders im Hinblick auf Frodo, posttraumatische Belastungsstörungen beschrieben und auch Bilbo leide unter diesen, so Jordan Doyle.

Parallelen zwischen den beiden Vorträgen

Dass das Thema „traumatische Erfahrungen“ sich wie ein roter Faden durch Tolkiens Werke zieht, wird vor allem durch diese beiden Vorträge erkennbar. Marie Bretagnolle zeigte in ihrem Bilder, die durch ihre Liebe zum Detail deren Betrachter*innen in den Bann ziehen.  Aber hinter diesen Bildern steckt eine Geschichte von Verwundungen und immer wieder durchlebten Alpträumen, wie sie im zweiten Vortrag zu hören waren.

Und besonders hier stach ein Satz hervor: „Kunst heilt!“. Denn wenn in der Realität Gemeinheiten vorherrschen, gibt es immer noch die Werke von J.R.R. Tolkien, die Bilder von Alan Lee, und die Hoffnung, dass am Ende alles gut werde.

Fazit der Veranstaltung

Ohne Erwartungen, aber doch mit Neugierde, war die Veranstaltung sehr aufschlussreich. Vor allem war die Präsenz und auch das Wissen der Vortragenden überwältigend. Von den zehn Vorträgen stachen im Besonderen die beiden hervor, die thematisch am meisten miteinander zusammenhingen. Auch alle anderen Vorträgen waren sehr gut und fundiert.

Das nächste Seminar der Tolkien Society, vom 3. bis zum 4. Juli 2021, unter dem Thema „Tolkien and Diversity“ sollte man deswegen nicht verpassen.

Credits

Text: Martina Heyden
Titelfoto: ryanking999 (AdobeStock: 72049289)

Gastbeiträge

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