Gute Reise, Sir Ian Holm!

Premiere of "Tolkien" in London

Jetzt hat auch Bilbo Darsteller Sir Ian Holm, CBE, seine letzte Reise gen Westen angetreten. Der britische Theater- und Filmschauspieler ist nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA im Alter von 88 Jahren in London verstorben. Nach Informationen seines Agenten gegenüber dem Guardian, verstarb er friedlich im Krankenhaus, im Beisein seiner Familie und seines Betreuers. Holm war bereits länger an Parkinson erkrankt, jedoch wegen einer anderen, vermutlich durch Parkinson versursachten, Erkrankung in der Klinik. Ian Holms letzte Tage wurden von seiner Frau Sophie de Stempel auf deren Instagram Account dokumentiert.

Seine letzte große öffentliche Aussage war seine traurige Nachricht, nicht bei der großen Wiedervereinigung der Gefährten über Zoom dabei sein zu können: “Es tut mir leid, euch nicht persönlich zu sehen, ich vermisse euch alle und hoffe, dass eure Abenteuer euch an viele Orte geführt haben, ich bin in meinem Hobbit-Heim oder -Holm eingeschlossen.”

Ein Leben für die Kunst

Holm wurde am 12. September 1931 in Goodmayes, in Essex, als Ian Holm Cuthbert geboren. Sein Vater James Harvey Cuthbert war Psychiater im West Ham Corporation Mental Hospital, seine Mutter Jean Wilson (geb. Holm) war Krankenschwester. Sein älterer Bruder Eric verstarb bereits 1943. 

Ein Besuch beim Zahnarzt führte zu einer Bekanntschaft mit Henry Baynton, einem bekannten Shakespeare-Schauspieler aus der Provinz, der Holm bei der Ausbildung für die Aufnahme an der Royal Academy of Dramatic Art half, wo er 1949 einen Platz erhielt. Sein Studium dort wurde ein Jahr später unterbrochen, als er zum Nationaldienst in der britischen Armee einberufen wurde, während dessen er nach Klagenfurt (Österreich), versetzt wurde und den Rang eines Lance Corporal erlangte.

Holm schloss 1953 schließlich sein Studium an der RADA ab; während man ihm in Stratford Nebenrollen angeboten hatte. Dort verblieb er 13 Jahre lang und stieg in der Zeit zu bedeutenderen Rollen auf. 

Von der 1960 gegründeten Royal Shakespeare Company ging es im Jahr 1965 zur BBC weiter. Hier startete er seine BBC-Kariere mit der Rolle des Richard III. in derSerienproduktion von The Wars of The Roses. 1981 wechselte er kurzfristig zum Radio des BBCs und lieh dort zum ersten Mal einer Figur Tolkiens seine Stimme. Genauer gesagt spielte er Frodo Beutlin in der BBC-Radioadaption von J. R. R. Tolkiens Der Herr der Ringe, welche von Brian Sibley dramatisiert wurde.

Ian Holm hatte eine außergewöhnliche Theaterkarriere von einem jugendlichen Puck über Richard III. bis hin zu einer bahnbrechenden Darstellung von König Lear; ebenso gab er im Fernsehen erstaunlich nuancierte Vorstellungen, wie seine Darstellung des Schöpfers von Peter Pan, J. M. Barrie, in The lost Boys. Aber den meisten Menschen wird er am besten als Leinwanddarsteller in Filmen wie Alien, Chariots of Fire, Time Bandits (er war Napoleon) und natürlich als Bilbo in Peter Jacksons Der Herr der Ringe - und Hobbit-Trilogien in Erinnerung bleiben. Aber für mich wird er immer Bilbos Neffe Frodo Beutlin in der BBC-Radiodramaturgie The Lord of the Rings von 1981 sein, an der ich beteiligt war. Mehrere Monate lang saß ich wie verzaubert in dem, was damals als Studio 6A bekannt war, und war fasziniert von der Art und Weise, wie er Frodo zum Leben erweckte: die frühen Momente von Frodos naiver Unschuld, sein wachsender Mut und seine Entschlossenheit, seine eiserne Entschlossenheit, seine Suche zu erfüllen, seine Beziehungen zu Sam und Gollum - letzterer sowohl eindringlich als auch mitfühlend. Was Ian in die Serie einbrachte, war nicht nur eine schauspielerische Meisterleistung, er lieferte den treibenden Impuls und den emotionalen Kern der gesamten Produktion. Es war eine Ehre, für ihn geschrieben zu haben und zuzusehen, wie er meine (und natürlich auch Tolkiens) Worte auf ein Niveau brachte, das ich mir kaum vorstellen konnte.
Brian Sibley
Brian Sibley

Zum zweiten Mal Hobbit

Holms erste Filmrolle war die des verräterischen Androiden Ash in Ridley Scotts Alien (1979). Zwei Jahre später brachte ihm seine Darstellung des Sam Mussabini in Chariots of Fire einen Sonderpreis bei den Filmfestspielen von Cannes und eine Oscar-Nominierung für den besten Nebendarsteller ein. Zu Hause in England gewann er einen BAFTA-Preis für den besten Nebendarsteller für Chariots of Fire.

1989 wurde Holm zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt und 1998 von Queen Elisabeth II. als Knight Bachelor zum Ritter geschlagen, für seine Verdienste um das Drama.

2001 kam Ian Holm zurück ins Reich von J.R.R. Tolkien. Er blieb der Rolle des Hobbits treu, wechselte aber die Figur vom Neffen zum Onkel. So spielte er in Der Herr der Ringe – Die Gefährten den Finder des Rings, Bilbo Beutlin. Am Ende der Rückkehr des Königs hatte Holm ebenfalls einen Auftritt. Hier segelte er zusammen mit Frodo, Gandalf, Elrond und Galadriel von den Grauen Anfurten aus gen Westen.

John Green/BBC Pictures Archives

1981 saß Ian Holm als Frodo (links) im BBC-Radiostudio mit den Co-Stars des Lord of the Rings – BBC-Hörspiels Michael Hordern (Gandalf) und John Le Mesurier (Bilbo)

Er ist ein meisterhafter Schauspieler. Er hat eine Technik oder einen Ansatz, wenn es um die Dreharbeiten geht, auf den ich vorher nicht gekommen war. Jedes Mal, wenn er den Text sprach, war es ein etwas anderer Bilbo, mit dem ich arbeitete, auf den ich reagierte. Denn das ist Ians Ansatz, er will jede Aufnahme anders gestalten. Er bot also etwas dar, was er als Bilbo-Kaleidoskop bezeichnete, in das Peter Jackson hineinschauen und schütteln und zu jedem beliebigen Bild zusammenfügen konnte.
Sir Ian McKellen - CC-BY-2.0 Raph_PH
Sir Ian McKellen

Im Jahr 2012 trat er noch einmal auf die große Leinwand, als er in Der Hobbit – Eine unerwartete Reise mitspielte. Hier spielt er ebenfalls Bilbo Beutlin. Es sollte ein sanfter Übergang vom Herrn der Ringe zum Hobbit werden. Die eigentlichen Abenteuer des jungen Bilbo Beutlin wurden dann von Martin Freeman verkörpert. Sein letzter Film war auch zugleich die vorerst letzte Tolkien Verfilmung. Ende 2014 war er noch einmal in Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere zu sehen. Auch hier sorgte er für einen geschmeidigen Übergang zwischen den Tolkien Verfilmungen von Peter Jackson.

Nach längerer Krankheit schien Sir Ian Holm nun bereit für ein neues Abenteuer zu sein, um es mit Bilbo Beutlins Worten zu sagen. Während er seine Reise in die Unsterblichen Lande antritt, bleiben wir mit einem “Namárië” an den Grauen Anfurten zurück.

Credits

Titelfoto: REUTERS / HENRY NICHOLLS – stock.adobe.com
Brian Sibley: Tobias M. Eckrich
BBC-Archivaufnahme: John Green/BBC Pictures Archives
Sir Ian McKellen: CC-BY-2.0 Raph_PH

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