Amazons LotR-Serie verjüngt Neuseelands Mittelerde-Marke

Hobbit house at the Hobbiton Movie Set In New Zealand - munettt (AdobeStock290696080)

Lange wurde gerätselt, ob die Herr-der-Ringe-Serie von Amazon in Schottland oder Neuseeland produziert wird. Mittlerweile ist klar, dass ein Großteil des Projekts im „alten“ Mittelerde gedreht wird. Zur Freude vieler Fans. Nun wurden uns Informationen zugespielt, in welcher Form sich Neuseeland um den Zuschlag bemüht hat und welche Pflichten noch auf Amazon zukommen.

Wie aus den uns vorliegenden Unterlagen hervorgeht, hat das neuseeländische Filmförderungsprogramm einen erheblichen Anteil am Zustandekommen der Verträge zwischen Neuseeland und Amazon. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen der Regierung und den Amazon Studios wurde im September vergangenen Jahres die Produktion der Serie in Auckland gesichert. Der Direktor des Ministry of Business, Innovation and Employment (MBIE), Robyn Henderson, sagte in einer Erklärung, dass sich Amazons Herr der Ringe für die grundlegende 20-prozentige Subventionierung Neuseelands qualifiziert habe. Dies würde eine Zahlung von rund 200 Millionen Dollar an Amazon bedeuten.

Plus weitere 5% sind möglich

Amazon wurde im Rahmen der Verhandlung zusätzlich die Möglichkeit geboten, einen Antrag für eine weitere Förderung in Höhe von 5 Prozent einzureichen. Dieser Bonus ist für die Produktionen gedacht, die einen “erheblichen wirtschaftlichen Nutzen” für Neuseeland generieren und dem Studio weitere 50 Millionen Dollar bringen könnte. Dieser Antrag wurde Ende 2019 gestellt und wird aktuell bearbeitet. Um dieses zusätzliche Geld zu bekommen sind einige Bedingungen seitens Amazons zu erfüllen. Unteranderem muss ein gewisser Anteil der Schauspieler und Crew aus Neuseeland stammen. Von den 15 Namen, die Amazon letzten Monat veröffentlich hat, ist hier noch nichts zu sehen. Insider sind der Meinung, dass Amazon angesichts des (bislang) offensichtlichen Mangels an Neuseeländern, die in Schlüsselpositionen auf und außerhalb des Bildschirms beschäftigt sind, Schwierigkeiten haben könnte, die Bedingungen gänzlich zu erfüllen. Ein anderer wichtiger Punkt für die zusätzlichen 5 % sind, dass Amazon Aktivitäten oder vielmehr Partnerschaften anbietet, die einen wirtschaftlichen Nutzen für Neuseeland erbringen, der den Wert des 5%igen Aufschlags erreicht oder übersteigt.

Warum sich Neuseeland das Projekt einiges kosten lässt (die 20 %-Förderung ist Amazon bereits sicher), wird offensichtlich, wenn man einen Blick in die Briefings und Dokumente des Ministry of Business, Innovation and Employment bezüglich der Verhandlungen mit Amazon wirft. Aus einem uns vorliegenden Memo vom 15. Februar 2019 geht hervor:

Sollte Neuseeland erfolgreich sein, würde dies erhebliche Vorteile hinsichtlich der Wirtschaftstätigkeit und der Auslandsausgaben bringen, die Beibehaltung und Auffrischung unserer Marke "Mittelerde" erleichtern und die Tür zu einer breiteren Beziehung mit dem größeren Amazon-Geschäftsnetzwerk öffnen. Wenn wir erfolgreich sind, werden wir die Produktion gemeinsam zum maximalen Gewinn für Neuseeland nutzen wollen.

Das verhandelnde Ministerium gab dennoch den Ratschlag, sich nicht auf einen finanziellen Bieterkrieg einzulassen, sondern auch die Vorzüge des Landes aufzuzeigen. So steht weiter unten im Memo:

Wir raten davon ab, in einen Bieterkrieg einzutreten. Wir waren uns mit Amazon darüber im Klaren, dass unsere Rabattsätze das sind, was sie sind. Stattdessen hat sich unsere Botschaft an Amazon auf die vielen praktischen Gründe konzentriert, warum Neuseeland einen Wettbewerbsvorteil hat. Diese reichen von der komparativen Attraktivität der Locations bis hin zu Überlegungen wie der Verfügbarkeit von Besatzungen, Tageslichtstunden und Vorteilen im Lebensstil.

Selbst ohne die 50 Millionen könnte die Film-Subvention den Steuerzahler einiges kosten. So werden aktuell neben der Amazon Serie auch die Avatar-Filme in Neuseeland gedreht. Experten gehen davon aus, dass das Programm die Steuerzahler bald jährlich 250 Millionen Dollar kosten könnte.

Die Wichtigkeit Mittelerdes für Neuseeland

Das MBIE ist dennoch der Ansicht, dass die Subventionen für Amazon vertretbar sind im Hinblick auf eine „Stärkung“ der Marke „Mittelerde“. Wie wichtig Tolkiens Mittelerde für Neuseeland ist, sieht man an einer Umfrage, die im Vorfeld (Juni 2018) erhoben wurde. So geht aus einem Memo vom Oktober 2018 hervor, dass jeder fünfte Besucher Neuseelands den Hobbit als Grund für seinen Besuch in Neuseeland angab. Sogar jeder dritte Besucher gab an, ein ‘Hobbit’-Tourismus-Erlebnis während eines Besuchs in Neuseeland gehabt zu haben. Dazu kommt, dass Hobbiton in Matamata nach wie vor eine der größten Touristenattraktionen Neuseelands ist. Etwa 600.000 Besucher pro Jahr verzeichnet das „Auenland“. Selbst Jahre nach dem letzten Hobbit-Film ist die Tendenz steigend. Auf der Website newzealand.com gibt es zudem monatlich rund 85.000 globale Suchen nach dem Stichwort “Middle-earth”.

Es wird nicht bei Auckland bleiben

Ein nettes kleines Detail finden wir in einem weiteren Memo vom 2. May 2019. Dort wird berichtet, dass die Amazon Studios “eindeutige, aber informelle Signale” senden, “dass Auckland als Standort für eine mehrjährige Produktionsbasis für die Fernsehserie ausgewählt wurde”. Damit war für Amazon innerhalb von acht Monaten klar, in welchem Land sie ihre Zelte aufschlagen wollen. Zur Freude vieler Neuseeland Fans steht weiter unten im Memo:

Auckland wird nicht der einzige Standort für die Produktionstätigkeit sein. Es wird erwartet, dass die Dreharbeiten in ganz Neuseeland stattfinden werden und dass die Dienstleistungen von Unternehmen außerhalb Aucklands bezogen werden. [..] Derzeit ist noch unklar, ob Neuseeland der einzige Drehort sein wird (in Schottland kursieren weiterhin Gerüchte). Ebenso sind der Umfang der ausländischen Ausgaben und die Beschäftigungsmöglichkeiten noch unbekannt.

Wir dürfen uns also hoffentlich auf viele schöne Landschaftsbilder aus Neuseeland freuen.

Credits

Titelfoto: munettt (AdobeStock: 290696080)​

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