Tolkien-Professur für Elbische Sprachen an der University of Oxford eingerichtet

University of Oxford - Merton College - Tobias M. Eckrich

Wie in der letzten Woche bekannt wurde, startet mit dem Trinity Trimester (April bis Juni) am Merton College der Universität Oxford eine Forschungs- und Lehrstelle für Quenya und Sindarin, die fiktiven Elbensprachen aus J.R.R. Tolkiens Der Herr der Ringe. Dieses einzigartige Projekt ehrt das Erbe Tolkiens, der nicht nur als Autor weltberühmter Fantasy-Literatur bekannt ist, sondern auch einen bedeutenden Teil seiner akademischen Karriere an dieser renommierten Institution verbrachte.

Die Entscheidung für die Einrichtung der Forschungsstelle wurde nach jahrelangen Debatten zwischen der akademischen Gemeinschaft und den Tolkien-Erben getroffen. Sie spiegelt das wachsende Interesse an konstruierten Sprachen und deren Einfluss auf die Kultur und Literatur wider. „Sprachen sind das Fenster zur Kultur“, erklärt Philologie-Professorin Abby Chamberlain, Inhaberin der neuen Stelle. „Elbisch ist mehr als nur eine fiktive Sprache; es ist ein Schlüssel zum Verständnis der reichen Welt, die Tolkien erschaffen hat.“

Opening of the Exhibition at Bibliothèque Nationale de France: "Tolkien - Voyage en Terre du Milieu", 21. October 2019, Paris - Tobias M. Eckrich
Opening of the Exhibition at Bibliothèque Nationale de France: "Tolkien - Voyage en Terre du Milieu", 21. October 2019, Paris - Tobias M. Eckrich

Eine nahestehende Quelle aus dem Umfeld des Tolkien Estate unterstreicht die Notwendigkeit einer solchen Stelle. Nach dem Verlust von Christopher Tolkien, dem Statthalter Mittelerdes, der sein Leben der Pflege und Erweiterung des literarischen Universums seines Vaters widmete, steht die Familie nun vor einer ungewissen Zukunft. „Mit seinem Ableben verlieren wir nicht nur einen geliebten Familienangehörigen, sondern auch das letzte Mitglied, das ein tiefes und persönliches Verständnis für das Werk besaß“, so die Quelle.

Die Professur wird sich der detaillierten Untersuchung der elbischen Sprachen Quenya und Sindarin widmen, einschließlich ihrer Grammatik, Phonetik und Entwicklungsgeschichte. „Unser Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis dieser Sprachen zu entwickeln und dabei zu erkunden, wie sie Tolkiens Erzählungen Tiefe und Realismus verliehen haben“, so Professorin Chamberlain. Durch die Analyse der Sprachen hofft sie, auch mehr über Tolkiens kreative Schaffensprozesse zu erfahren und wie seine akademischen Interessen seine literarischen Werke beeinflusst haben.

University of Oxford - Merton College mit Baum - Tobias M. Eckrich
University of Oxford - Merton College mit Baum - Tobias M. Eckrich

Die Stelle wird zunächst für zwei Trimester als reine Forschungsstelle ausgefüllt werden. In dieser Zeit wird Chamberlain neben der literatur- und sprachwissenschaftlichen Forschung auch einen Lehrplan für künftige Elbisch-Kurse erstellen. Studierende werden dann ab dem Hilary Trimester (Januar bis März 2025) die ersten Seminare und Vorlesungen zu Quenya und Sindarin belegen können.

Mit diesem ehrgeizigen Projekt zementiert die Universität Oxford ihr Ansehen als führende Institution in der Erforschung der Literatur- und Kulturwissenschaften. Die „Tolkien-Professur für Elbische Sprachen“ ist nicht nur eine Hommage an J.R.R. Tolkien, der selbst einen Lehrstuhl am Merton College innehatte, sondern auch ein Schritt vorwärts in der Anerkennung der Bedeutung konstruierter Sprachen in der Literatur- und Sprachwissenschaft und darüber hinaus.

In der Bodleian Library in Oxford, wo einige der wertvollsten Werke Tolkiens aufbewahrt werden, spürt man eine tiefe Verbundenheit mit dem angekündigten Projekt: „Die Einrichtung dieser Forschungs- und Lehrstelle ehrt nicht nur Tolkiens literarisches Erbe, sondern beleuchtet auch die akademische Brillanz, die in seinen Schöpfungen steckt“, erklärt eine Mitarbeiterin der Bodleian Library. „Es ist unsere Hoffnung, dass durch die Arbeit dieses Lehrstuhls das Interesse an Tolkiens Sprachen neu entfacht und ein breiteres Publikum für die Komplexität und Schönheit seiner Werke gewonnen wird.“

University of Oxford - Bodleian Library - Radcliffe Camera - Tobias M. Eckrich
University of Oxford - Bodleian Library - Radcliffe Camera - Tobias M. Eckrich

Ähnliche Gefühle der Vorfreude und Unterstützung kommen auch aus dem Tolkien-Archiv an der Marquette University in Milwaukee (USA), das eine umfangreiche Sammlung von Originalmanuskripten Tolkiens beherbergt: „Die Gründung der Professur für Elbische Sprache stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Erforschung Tolkiens und seiner Sprachen dar. Wir sind begeistert, Teil eines globalen Netzwerks von Institutionen zu sein, die Tolkiens Erbe bewahren und erforschen“, sagt ein Vertreter des Tolkien-Archivs. Mit der Einrichtung der Professur wird eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen den Institutionen erwartet: „Dies wird nicht nur unsere Sammlungen bereichern, sondern auch dazu beitragen, ein tieferes Verständnis von Tolkiens kreativem Genius zu fördern.“

Tolkien Archiv Milwaukee - Tobias M. Eckrich
Tolkien Archiv Milwaukee - Tobias M. Eckrich

Finanziert wird die Stelle vom Tolkien Estate. Dieser nutzt wohl einen Teil der beachtlichen Summe von 250 Millionen US-Dollar, die Amazon für die Rechte zur Produktion der Rings-of-Power-Serie bezahlt hat. „Tolkiens Vermächtnis dient nicht nur der Unterhaltung, egal wie gut oder schlecht sie bewertet wird, sondern auch der akademischen Forschung. Die Finanzierung durch die Rechteverwertung ermöglicht es uns, Tolkiens Erbe auf eine Weise zu ehren, die sowohl seiner Liebe zur Sprache als auch seiner tiefen Verbundenheit mit der akademischen Welt gerecht wird“, erklärt die Quelle aus dem Umfeld der Familie Tolkien.

Professorin Abby Chamberlain teilt eine persönliche Anekdote, die ihre lebenslange Faszination für Sprache und speziell für die elbischen Sprachen J.R.R. Tolkiens unterstreicht: „Schon von klein auf war ich von Sprachen fasziniert. Meine Familie und ich verbrachten oft unseren Urlaub in Deutschland und Österreich, wo meine Liebe zu mir fremden Sprachen noch weiter angefacht wurde,” erinnert sich Chamberlain. Während eines solchen Urlaubs wurde ihr das Buch Grammatik, Schrift und Wörterbuch der Elben-Sprache von J.R.R. Tolkien von Helmut W. Pesch geschenkt, da sie im Sommer zuvor den Herrn der Ringe verschlungen hatte. „Dieses Geschenk hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Es war der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft, die letztlich dazu führte, dass ich heute hier stehe und die Ehre habe, dieses einzigartige Forschungsprojekt zu leiten.“ Chamberlains persönliche Verbundenheit mit Tolkiens Werk verleiht ihrer Arbeit am Merton College eine zusätzliche Dimension der Hingabe und des Enthusiasmus.

Exhibition opening at the Haggerty Museum of Art: J.R.R. Tolkien: The Art of the Manuscript, 19 August 2022 Milwaukee- Tobias M. Eckrich
Exhibition opening at the Haggerty Museum of Art: J.R.R. Tolkien: The Art of the Manuscript, 19 August 2022 Milwaukee- Tobias M. Eckrich

Die Benennung der Stelle als „Tolkien Professorship of Elvish Languages“ reiht sich in die Tradition der Universität Oxford ein, Lehrstühle nach verdienten Universitätsmitgliedern zu benennen. So hatte etwa Tolkien selbst die „Rawlinson and Bosworth Professorship for Anglo-Saxon“ inne, benannt nach den Akademikern Richard Rawlinson und Joseph Bosworth.

Hinweis

Es handelt sich bei dieser Nachricht natürlich um unseren Aprilscherz 2024.

Credits:

Fotos: Tobias M. Eckrich: 

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