Wer den Anfang verpasst hat: Tag 1 und Tag 2.
Dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist, wissen die meisten. Aber dass Orks in letzter Zeit eher in grau, schwarz oder braun daherkommen statt wie früher in grün, das war den meisten Zuhörern am Sonntagmorgen beim 10. Tolkien Seminar in Aachen eher unbekannt. Stefanie Bauer (links, Bild von Wilfried Schönfelder) sprach über Live-Action Rollenspiele (LARP) als eine Form der Adaption von Tolkiens Werken.
Dabei stellte sie fest, dass Mittelerde LARPs bisher eher selten sind, da die vom Autor geschaffene Komplexität der Welt für viele Spieler und Organisatoren doch eher einschüchternd ist. Veranstaltungen sind üblicherweise klein und werden nicht öffentlich ausgeschrieben. Als Setting werden meist abgelegene Orte und/oder von Tolkien wenig beschriebene Zeitperioden gewählt, um so wenig wie möglich mit den kanonischen Vorgaben in Konflikt zu treten. In den Kostümen und der Ausstattung spiegelt sich oft der Einfluss von Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Filmen wider. So lernten wir zum Beispiel, dass Orks vor den Filmen grüner waren und Elben sich dem Vorurteil des humorlosen Vegetariers stellen müssen.
Im weiteren Laufe des Vormittags beschäftigten sich dann zwei Vorträge mit Musikadaptionen. Heidi Steimel sprach zunächst über Musik als narratives Element in Herr der Ringe Hörspielen. Wir hörten so, in Theorie und Praxis, dass die Herangehensweisen und Stile der Komponisten des deutschen und englischen Hörspiels unterschiedlicher nicht sein könnten, beide aber auf ihre Art und Weise sehr gut funktionieren. Dann sprach Tobias Escher über Musik in Mittelerde und Vertonungen von Liedern und Gedichten aus seinem Werk. Er vertrat unter anderem die These, dass Der Herr der Ringe sich ideal für eine Musical-Adaption eignet.
In der Abschlussdiskussion war man sich einig, dass die Vielzahl und die unterschiedlichsten Formen der Adaptionen vom Herrn der Ringe faszinierend ist. Seine Texte laden zum Dialog oder auch Widerspruch in allen möglichen Medien ein. Diese Auseinandersetzung mit dem Text ermöglicht eine Verlängerung der literarischen Erfahrung, ein aktives Teilhaben an der fiktiven Welt, die durch ihre Vielschichtigkeit zur Weiterarbeit einlädt.
Die Vorträge der Konferenz werden 2014 im akademischen Jahrbuch der DTG, dem Hither Shore, erscheinen. Das Thema für das nächste Tolkien Seminar wird auf dem Tolkien Thing vom 11.-14. Juli 2013 auf Burg Breuberg festgelegt. Veranstaltungsort für die nächste Konferenz ist aller Vorrausicht nach die Friedrich-Schiller-Universität in Jena.