Wuschelhaare, Kniehose, Weste und Wollmantel – so kennen wir die Hobbits aus den Herr-der-Ringe- und Hobbit-Filmen. Aber dieses Bild stammt natürlich aus dem Kopf Peter Jacksons und seines Teams.
Tolkien selbst beschreibt seine Hobbits so:
wie wir und kleiner als die bärtigen Zwerge (sie tragen jedoch keine Bärte). [...] Sie neigen dazu, ein bisschen fett in der Magengegend zu werden. Sie kleiden sich in leuchtenden Farben (hauptsächlich in Grün und Gelb). Schuhe kennen sie überhaupt nicht, denn an ihren Füßen wachsen natürliche, lederartige Sohlen und dickes, warmes, braunes Haar, ganz ähnlich wie das Zeug auf ihrem Kopf (das übrigens kraus ist). Die Hobbits haben lange, geschickte, braune Finger, gutmütige Gesichter [...].“
noch als Zwerge: das heißt, weniger stämmig und kräftig, obwohl sie es
in der Länge eigentlich mit ihnen aufnehmen können. Ihre Größe ist
unterschiedlich und schwankt zwischen zwei und vier Fuß nach unseren
Maßen. Heute werden sie selten größer als drei Fuß [...].
[...] Ihre Gesichter waren in der Regel eher gutmütig als schön, breit, mit glänzenden Augen, roten Wangen und Mündern [...].“
Die Gefährten. „Über Hobbits.“
Diese Beschreibung ist zwar schon recht präzise, trotzdem hat sie Künstlern in den Jahrzehnten nach der Veröffentlichung des Hobbits einigen kreativen Spielraum gelassen. Wie also sieht ein richtiger Hobbit aus? Genauer gesagt DER Hobbit: Bilbo Beutlin! Zum 80-jährigen Jubiläum des Hobbits wollen wir Euch in diesem Artikel mitnehmen auf eine Zeitreise durch die Cover der Hobbit-Ausgaben dieser Welt.
Diese schwedische Ausgabe stammt aus dem Jahr 1947 und war die erste Veröffentlichung des Hobbits außerhalb Großbritanniens. Der Hompen… äh… Hobbit kommt Tolkiens Beschreibung sehr nahe: grüne und gelbe Kleider, krauses Haar, auch die Pfeife darf natürlich nicht fehlen. Interessante Details sind aber der Ohrring, der Haarausfall (dabei war Bilbo doch noch gar nicht so alt) und die spitzen Ohren, die wir auch von Peter Jacksons Hobbits kennen.
50 Jahr, graues Haar...?
Apropos Haarausfall… mit seinen 50 Jahren war Bilbo nicht gerade ein alter Hobbit. Schließlich werden die erst mit 33 volljährig. Igor Kordej (Kroatisch, 2001; v.l.n.r.), I. Pankov (Russisch, 2002) und der unbekannte Künstler dieses mazedonischen Covers (2005) verliehen Bilbo wohl daher ein jugendliches Aussehen.
"Ein bisschen fett in der Magengegend..."
Im Vergleich zu Michael Herrings Bilbo auf dieser US-amerikanischen Ausgabe (1982) wirken die knubbeligen Bilbos allerdings gleich viel sportlicher.
Von Mützen, Capes und T-Shirts
Während sich die meisten Künstler im Hinblick auf Bilbos Kleidung an Tolkiens Beschreibung orientieren, kleideten andere den Hobbit in etwas Ausgefalleneres.
Horus Engels war nicht nur vom Zeichnen begeistert, sondern auch vom Hobbit. Darum lag er Tolkien mit einer deutschen Übersetzung in den Ohren, wie dieser 1946 selbst berichtet:
1957 hatte es Engels aber dann geschafft und er konnte seine Zeichnung für die erste deutsche Hobbit-Ausgabe beisteuern. Er scheint eine Vorliebe für hohe Mützen zu haben: Eine Illustration des Herrn Glück hätte ihm darum bestimmt auch Spaß gemacht.
Im Hobbit leiht Dwalin Bilbo eine Kapuze, denn Bilbo hat in der Eile seinen Hut zuhause vergessen. Für die niederländische Erstausgabe 1960 (links) interpretierte Max Schuchart die Kapuze kurzerhand in einen Ganzkörper-Cape um: Davon würden wir gerne mal ein Cosplay sehen!
Lässig im T-Shirt vor der Höhle sitzen und sich im Poncho auf seinen Stab lehnen, während ein Drache im Hintergrund eine Stadt anzündet – so ungefähr muss sich Jean Mascii den Hobbit vorgestellt haben, als er dieses Cover (Französisch, 1977) entwarf.
So viele Haare...
Ihre behaarten Füße sind wohl eines der bekanntesten Markenzeichen der Hobbits – kein Wunder, dass fast jeder Zeichner sie auf das Cover gebracht hat. Beim Illustrieren der russischen Erstausgabe von 1976 aber war Mikhail Belomlinskiye „lost in translation“: Im Russischen wird nämlich oft das gleiche Wort für „Fuß“ und „Bein“ verwendet und niemand hatte dem Künstler wohl erklärt, dass bei Hobbits nur die Füße übermäßig behaart sind.
Auch sehr interessant: Bilbo wurde nach dem damals beliebten Schauspieler Jewgeni Leonow (unten) gestaltet.
Bilbo, das Kaninchen
„du schmutziges kleines Kaninchen“ (J.R.R. Tolkien. Der kleine Hobbit. „Gebratenes Hammelfleisch“) wird Bilbo nicht besonders freundlich von einem Troll genannt und Tolkien wehrte sich heftig dagegen, dass seine Hobbits irgendwelche Ähnlichkeiten mit diesen Tieren hätten (J.R.R. Tolkien. Briefe. Nr. 25). Nichtsdestotrotz haben die Bilbos auf einigen Covern etwas „Animalisches“ an sich. So z.B. auf einem russischen Cover von 1992 (v.l.n.r.), das doch sehr stark an ein Kaninchen erinnert oder auf der Zeichnung von D. Jodina (Russisch, 1994) mit Bilbo als… Maus?
"Ich bin tatsächlich selber ein Hobbit..."
…schrieb Tolkien einmal über sich selbst (J.R.R. Tolkien. Briefe. Nr. 213). Vielleicht war es daher gar nicht so verkehrt, dieses Zitat ganz wörtlich zu nehmen und den Autor selbst auf das Cover zu drucken, so wie es dieser arabische Verlag (2008) getan hat…
Und das war sie: unsere kleine Reise durch die Hobbit-Cover dieser Welt. Diese und noch viele weitere lustige, schöne und kreative Cover findet Ihr auf der Seite des Hobbithunter, der uns seine Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Credits
Titelfoto: MARTIN FREEMAN as Bilbo in the fantasy adventure “THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES,” a production of New Line Cinema and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures (MGM), released by Warner Bros. Pictures and MGM.
Quellen
- J.R.R. Tolkien. Der kleine Hobbit. München: Deutscher Taschenbuch Verlag. 2002.
- J.R.R. Tolkien. Der Herr der Ringe. Stuttgart: Klett-Cotta. 2009.
- J.R.R. Tolkien. Briefe. Stuttgart: Klett-Cotta. 2002.