Droben im ersten Stock des Veranstaltungstraktes des Maritim Hotels in Bonn wurde zur HobbitCon am letzten Wochenende eine Einbahnstraße angelegt, um der Massen Herr zu werden. Der Weg zum DTG-Raum war nicht mehr ganz einfach zu finden und trotzdem war viel Betrieb. „Wir haben viel mehr Besucher als bei der ersten HobbitCon,“ erzählte uns der Veranstalter Dirk Bartholomä auf der DTG-Party am Freitagabend. Gute Neuigkeiten für alle Hobbit-Fans, denn so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Con und die Party auch im nächsten Jahr wieder stattfinden.
Das Gefühl ist ein bisschen wie bei den ersten RingCons. Die Tolkien und/oder Jackson-Fans sind unter sich, die Kostüme und die Deko bieten Konsistenz, alles ist auf Mittelerde ausgerichtet. Das Vortragsspektrum ist breit und reicht von Drachenmythen bis hin zu Todsünden; die Workshops laufen in zwei parallelen Slots neben den Vorträgen und den Panels mit den Stars. Die sind auffällig entspannt dabei, sowohl auf der Bühne, in Interviews, beim Schlendern durch die Räume oder abends auf der Tanzfläche. Die Stimmung ist prima. Nur das Dilemma des Besuchers bleibt, der sich Hermines Zeitumkehrer oder diverse telepathisch verlinkte Klons herbeiwünscht.
Der gemütliche und fantastisch dekorierte Raum der DTG war, wie nicht anders zu erwarten, mein Hauptaufenthaltsort. Dort war vor allem Raum für gute Gespräche – von denen mit Royd Tolkien und Sir Richard Taylor werde ich gesondert berichten – aber auch für die Workshops des Costume Empires oder den unterhaltsamen Vortrag über die Herr der Ringe- und Hobbit-Tarotkarten. Éowyn als die Hohe Priesterin? Die Zuhörer waren von dieser und manch anderer Wahl des Tarot-Machers nicht überzeugt.
Die beste Unterhaltung gab es für mich am Samstagabend, bei der Fanfiction-Lesung (FSK 18, strikt vom Con-Personal kontrolliert) mit Geek Show Show Star Stefan Servos und DTG-Gründungsvorsitzendem Marcel Aubron-Bülles. Der wusste nicht viel von seinem Glück, denn Stefan hatte die Text ausgesucht. Dabei ging es übrigens nicht um die Verunglimpfung von Fanfiction-Autoren, ganz im Gegenteil. Die meisten Texte waren ziemlich gut (mir hat es vor allem die Aragorn-Bedienungsanleitung angetan) und die Lacher kamen von der Zierde der Vorleser und deren Versuche sich einige anatomische Besonderheiten vorzustellen. Eine der Autorinnen saß übrigens im Publikum – und gab freudig ihre Erlaubnis zur Lesung. Dass das nicht immer so reibungslos abgeht kann man >hier nachlesen. Hut ab vor Marcel und Stefan, die genau die richtigen Lacher auf ihrer Seite hatten.
Spannend war für mich außerdem das Streitgespräch zwischen Stefan Servos und Tolkien-Experte Friedhelm Schneidewind, moderiert vom Ersten Vorsitzenden der DTG Tobias M. Eckrich. Auch dazu wird es demnächst einen längeren Artikel geben. Insgesamt war die HobbitCon 2014 eine runde, bunte Veranstaltung, bei der jeder auf seine Kosten kommen kann, ob mittendrin oder abseits vom Starrummel.