Der amerikanische Illustrator Gene Deitch und der New Yorker Produzent William L. Snyder produzierten 1966 den zwölfminütigen Animationsfilm „The Hobbit“. Auf seiner Website berichtet Deitch nun von dem Projekt und liefert einen Link zum Film.
„Die allererste Filmadaption von Tolkiens Hobbit wurde von uns gemacht, und sie wurde tatsächlich 1966 in New York öffentlich aufgeführt!“ berichtet Deitch. 1964 hatte Snyder die Filmrechte von J.R.R. Tolkien erworben, die bis zum 30. Juni 1966 reichten. „Gerade genug Zeit“, sagte Deitch, der beauftragt wurde einen abendfüllenden Animationsfilm daraus zu machen.
Deitch war sofort vom Buch begeistert und begann damit ein Drehbuch zu schreiben. Sein Freund Bill Bernal flog nach Prag, wo Deitch damals arbeitete, um ihm dabei zu helfen. „Snyder ist da auf etwas mit hohem Wert gestoßen – und hatte die Rechte dafür für einen Apfel und ein Ei bekommen!“
Der Herr der Ringe erschien als Taschenbuch, als die beiden schon halb mit dem Drehbuch fertig waren. „Wir dachten wir müssten nur auf den Hobbit achten und hatten uns so, auch auf Wunsch von Snyder, einige Freiheiten mit der Geschichte genommen, die ein paar Jahre später eigentlich Grund gewesen wären, uns auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.“ Deitch hatte einige Lieder erfunden, Namen von Charakteren geändert, den Plot nicht ganz genau genommen und sogar einen weiblichen Charakter eingeführt: eine Prinzessin, die mit auf die Queste geht und dann auch noch Bilbo Beutlin heiratete! „Als ich endlich dazu kam, den Herrn der Ringe zu lesen, realisierte ich, dass ich es mit etwas viel größerem zu tun hatte“, schrieb Deitch. Er ließ einige Elemente aus dem späteren Buch mit ins Drehbuch einfließen. Letzte Revisionen schrieb er auf einer Schiffsreise in die USA, wo er allerdings kein Studio fand, dass den Film produzieren wollte. Der Name Tolkien war noch nicht bekannt.
Zurück in Prag, erreichte ihn Monate später ein Anruf von Snyder, der ihn um eine Kurzfilmversion des Hobbits bat, die er innerhalb von 30 Tagen nach New York bringen sollte. „Unmöglich!“ Mittlerweile war der Tolkien Hype in den USA explodiert und der Wert der Filmrechte in die Höhe geschossen. Die Tolkien-Anwälte hatten die Filmrechte nicht nur für kleines Geld verkauft, sondern auch noch eine Hintertür für weiteren Profit offen gelassen. Im Vertrag stand, dass Snyder eine Option auf die Herr der Ringe-Filmrechte bekommen würde, wenn er eine Farbversion des Hobbit bis zum 30. Juni 1966 produzierte. Über die Länge des Films stand nichts im Vertrag!
Snyder hatte also vor, seinen Teil des Vertrags wortgerecht zu erfüllen, indem er Deitch befahl, sein Drehbuch zu vernichten und bis zum Stichtag einen Kurzfilm mit der gesamten Handlung kondensiert auf 12 Minuten zu liefern. Und das sehr billig. „Ich musste für die animierten Bilder sorgen, die Stimmen und Musik dazu aufnehmen, filmen und editieren.“ Deitch war damals auf Aufträge von Snyder angewiesen, so dass er die Herausforderung annahm. „Ich schrieb so eine Art Zusammenfassung meines eigenen Drehbuchs.“
Mit seinem Freund und Kollegen, dem tschechischen Illustrator Adolf Born, erarbeitete er ein einfaches Storyboard. Ein amerikanischer Freund, der für das Radio arbeitete, hielt als Erzähler her. „Ich lieh mir eine Aufnahme dramatischer Filmmusik von einem befreundeten Komponisten.“ Gefilmt wurde in Deitchs Wohnung. „Normalerweise liebe ich es, meinen Namen als Direktor im Abspann eines Films zu sehen. Diesmal hielt ich mich vornehm zurück. Ich wollte meinen Namen nicht unter einer so verhackstückten Drehbuchversion meines Skripts haben, obwohl der Film, dank Born, unglaublich gut aussah.“
Der Film wurde rechtzeitig fertig und Deitch kam am 29. Juni in New York an. Snyder hatte bereits einen kleinen Vorführraum in Manhattan gebucht. Nach einem kurzen Test, „rann ich auf die Straße und sprach Leute an, ob sie nicht Lust hätten, die Preview eines animierten Films zu sehen, für nur 10 Cent Eintritt.“ Er steckte den Leuten das Geld zu und sie gaben es freimütig zurück. Nach der Vorführung mussten die etwas verdutzen Zuschauer einen Zettel unterschreiben, dass sie am 31. Juni 1966 den Animationsfilm „The Hobbit“ in Farbe gesehen, und dafür auch Eintritt bezahlt hatten.
Snyders Filmrechte auf die gesamten Werke Tolkiens wurden damit legal verlängert. Er verkaufte sie sofort für fast $100.000, eine Mange Geld zu der Zeit. Deitchs Anteil an dem ganzen belief sich auf – null. Als 1977 der abendfüllende animierte „Hobbit“ von Rankin und Bass von herauskam, war Deitch sehr enttäuscht, hatte er doch noch seine eigene Version der Geschichte im Kopf.
Der Kurzfilm, den Deitch verloren glaubte, tauchte vor kurzem dank Adam Snyder wieder auf. „Schaut ihn euch selbst an …“
>>Originalbericht und Link zum Film
Bild: Selbstporträt von Gene DeitchAmerican illustrator and animator Gene Deitch and New York producer William L. Snyder produced the 12-minute animated film “The Hobbit” in 1966. Deitch now looks back on the project on his >> website.