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3-Minute J.R.R. Tolkien: An unauthorised biography of the world’s most revered fantasy writer von Gary Raymond wurde Ende letzten Jahres im britischen Ivy Press Verlag veröffentlicht. Das Design und die Gestaltung der gebundenen Ausgabe sind ansprechend. Sie macht es sich zur Aufgabe eine „sofortige Einführung zu diesem außergewöhnlichen Autoren“ zu liefern (Klappentext). Das Buch enthält drei Abschnitte – Leben, Werk, Einfluss – die innerhalb jeweils einer Stunde gelesen werden können. Diese sind in 20 dreiminütige Episoden zu einem bestimmten Thema unterteilt, die wiederum in drei ein-Minuten-Absätze gegliedert sind. Die Episoden enthalten außerdem eine drei-Sekunden Queste, normalerweise eine einfache Zusammenfassung der Absätze, Related Thoughts – ein interner Querverweis zu themenverwandten Gebieten – und ein Zitat. Die jeweils gegenüberliegende Seite ist reserviert für zum Thema passende Fotos und Illustrationen.
Das Vorwort von Tolkien-Illustrator John Howe beschäftigt sich mit dem menschlichen Bedürfnis nach Mythen und deren Verwendung bei Tolkien. Er sieht sich deren Einfluss auf den Leser an, die eine Einladung in eine größere Welt einzutauchen beinhaltet. Die Einleitung erklärt, wie das Buch funktioniert (s.o.) und gibt erste Informationsschnipsel, unter anderem Karten, die Tolkiens Aufenthaltsorte zu Lebenszeit nachzeichnen, sowie eine von Neuseeland mit den Drehorten von Peter Jacksons „Herr der Ringe“ und „Hobbit“. All das verspricht eine interessante Lektüre.
Die erste Drei-Minuten-Episode „Die Reise beginnt” enthält Absätze über ‚Geburt’ (Oranjefreistaat), ‚Der Familienname‘ (tollkühn) und ‚Ein neuer Weg‘ (Mabels Übertritt zum Katholizismus). Die darauffolgenden Episoden hetzen den Leser durch Tolkiens Leben, allerdings auf eine sehr kurzweilige und unterhaltsame Art und Weise, die Lust auf mehr machen. Statt der internen Querverweise (Related Thoughts) auf jeder Seite, wäre allerdings der Hinweis auf externe Quellen (die natürlich am Ende des Buches aufgelistet werden) für den Leser, der mehr über Tolkiens Leben, Werk oder Einflüsse wissen möchte, einträglicher.
Trotz der scheinbar sprung- und episodenhaften Informationsblöcke, hat der Text eine Kohärenz und liest sich flüssig. Die Natur des Buches macht Fokussierung und Weglassung zu einer Notwendigkeit, allerdings scheinen einige der Auslassungen eher Versehen zu sein, so zum Beispiel die Aussage, dass Tolkien in seiner Jugend eigene Sprachen kreiert hat, ohne dabei auch nur eine einzige davon zu benennen (S. 24), oder das Versäumnis die neun Ringe zu erwähnen, wenn man über Saurons Versklavung von neun Númenórern spricht (S. 86). Während es einige Zitate aus „Über Märchen“ zu lesen gibt, wird der Artikel nicht zu Tolkiens wichtigsten akademischen Werken gezählt (S. 102), obwohl er bis heute einen wesentlichen Bestandteil jeder literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fantasy bildet. Unter „Musik“ (S. 134) sucht man das Tolkien Ensemble vergebens, ebenso Ted Nasmith unter der Episode „Fantasy Art” (S. 136), welche außerdem von der Erwähnung weiterer internationaler Künstler profitieren würde. Königin Margrethe II von Dänemark schafft es als einzige unter die Vielzahl britischer und US-amerikanischer Illustratoren.
Einige Ungenauigkeiten sind bei der Komprimierung solch einer Fülle von Informationen natürlich unvermeidlich. Ein Beispiel ist ein Absatz über den Herrn der Ringe, der ‚Drei Geschichten, aber ein Buch‘ (S. 54) betitelt wird, der aber sicher ‚Drei Ausgaben, aber eine Geschichte‘ heißen sollte. Während man technisch der Aussage, dass Das Silmarillion keine „wirklich heroische zentrale Queste“ aufweist sicher zustimmen kann, denn es beinhaltet eine Vielzahl solcher Questen, kann man die Behauptung, dass es außerdem Figuren mit Kultsymbolcharakter vermissen lässt nicht so stehen lassen (S. 96). Dass Stephanie [sic!] Meyers Twilight Saga Tolkiens Erfolg verpflichtet sei (S. 120), erscheint ebenso nicht sofort ersichtlich. Echte Fehler sind rar, aber trotzdem zu finden, so etwa Aragorns Beschreibung als „Sohn des Truchsess“, im Gegensatz zu „Boromir, ein Mann Gondors“ (S. 76), oder die zweifache Erwähnung Isuldurs [sic!] (S. 86), was einen Tippfehler unwahrscheinlich macht. Smaug lebt nicht im Nebelgebirge (S. 109), sondern kommt aus der Dürren Heide und nistet sich dann im Einsamen Berg ein. Die britische Tolkiengesellschaft wurde 1969 und nicht 1968 gegründet.
Für mich besonders positiv zu erwähnen ist, dass sich eine ganze Minute William Morris Einfluss auf Tolkien widmet, ein Aspekt der oft vernachlässigt wird, und sich außerdem zwei Absätze mit der britischen und den internationalen Tolkiengesellschaften beschäftigen. Auf den Seiten über den Hobbit findet man oft die wunderbaren und etwas exzentrischen Illustrationen aus der russischen Ausgabe von Michail Belomlinskij. Was die Bildunterschrift auf S. 85 als „Gandalf kommt in einer Stadt an“ betitelt, ist tatsächlich die Ankunft der Reisegesellschaft in Bruchtal. Trotz der Ungenauigkeiten, die hauptsächlich der Notwendigkeit der Verkürzung geschuldet sind, und der kleinen Fehler, kann man 3-Minute J.R.R. Tolkien definitiv empfehlen, und zwar sowohl als Addition zu einer größeren Sammlung, als auch als erste Einführung in Tolkiens Leben, Werk und Einfluss. Die Informationen werden kurzweilig und visuell ansprechend präsentiert, und machen somit Lust auf mehr.
Marie- Noëlle Biemer studierte Anglistik, Russistik und BWL an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und Business Studies an der University of Bradford, UK. Sie arbeitet als Redakteurin bei einer englischsprachigen Fachzeitschrift in Frankfurt. Zu ihrem Lieblingsthema William Morris und dessen Einfluss auf J.R.R. Tolkien hat sie bereits zwei Artikel veröffentlicht. Als Pressesprecherin der Deutschen Tolkien Gesellschaft kümmert sie sich um Presseanfragen, –mitteilungen und die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Sie ist außerdem Redakteurin der DTG Website.
Review: 3-Minute J.R.R. Tolkien
3-Minute J.R.R. Tolkien: An unauthorised biography of the world’s most revered fantasy writer by Gary Raymond was published at the end of last year by UK’s Ivy Press. The hardcover edition has a nice design and layout and sets out as an “instant introduction to this extraordinary writer” (blurb). It contains three sections – Life, Works and Influence – that are to be read in one hour, subdivided into 20 three-minute episodes on a specific topic, which are themselves subdivided into three one-minute paragraphs. The episodes also contain a so-called 3-Second Quest, usually a subsumation of the paragraphs, Related Thoughts – an internal cross reference to related topics – and a quote. The opposing page is reserved for related photos and illustrations.
The foreword comes from Tolkien illustrator John Howe and explores the human need for myths and Tolkien’s use of them. It looks at their effect on readers as an invitation into a vaster world. The introduction explains how the book works (cf. above) and gives the first snippets of information, including maps of Tolkien’s whereabouts throughout his lifetime and one of New Zealand with the locations of Peter Jackson’s “The Lord of the Rings” and “Hobbit” movies. It all promises an exciting read.
The first three-minute episode “The Journey Begins” consists of snippets on ‘Birth’ (Orange Free State), ‘The family name’ (tollkühn) and ‘A new path’ (Mabel’s conversion to Catholicism). The following episodes whisk the reader through Tolkien’s life, and in quite an entertaining manner at that, whetting the reader’s appetite for more. Instead of the Related Thoughts internal references on each page, however, a short reference to the external sources (which are, of course, cited later in the book) would be a little more rewarding for readers who want to know more about particular aspects of Tolkien’s life, his works or influence.
Despite the seemingly fractured, episodic information, the text has a coherence and flow when reading it in one session. The nature of the book makes selection and omission a bare necessity, yet several such decisions seem more like lapses, for example stating that Tolkien created his own languages in his youth but failing to name at least one (p. 24) or the omission of the nine rings when speaking of Sauron’s enslavement of nine Númenóreans (p. 86). While we see several quotes from “On Fairy Stories”, the work is not listed under Tolkien’s most important academic achievements (p. 102), even though the essay forms an integral part of any academic examination of fantasy literature today. In “Music” (p. 134) the Tolkien Ensemble is not mentioned, neither is Ted Nasmith in “Fantasy Art” (p. 136), which could also profit from a more international selection as it has Queen Margrethe II of Denmark as the only non-UK or -US artist.
A few inaccuracies are also inevitable in the compression of so much information. One such is a paragraph on The Lord of the Rings called ‘Three stories, but one book’ (p. 54) which should probably read ‘Three editions, but one story’. While the description of The Silmarillion as lacking “a truly heroic central quest” may be technically correct, as it contains a multitude of heroic quests, the statement that it also lacks iconic characters (p. 96) cannot be maintained. That Stephanie [sic!] Meyer’s Twilight Saga should be indebted to Tolkien’s success (S. 120) does not seem immediately apparent. Real mistakes are rare but also to be found, including Aragorn being called “son of the Steward” as compared to “Boromir, a man of Gondor” (p. 76), or Isuldur [sic!], mentioned twice (p. 86) so that a typo seems unlikely. Smaug does not live in the Misty Mountains (p. 109) but descended from his home in the Withered Heath to the Lonely Mountain. The British Tolkien Society was founded in 1969 not in 1968 (p. 138).
On a positive note I have to mention that there is a whole minute set aside for William Morris’ influence on Tolkien, a fact often neglected in the past, and another two paragraphs are dedicated to the British and international Tolkien Societies. On the pages about The Hobbit, we get to see the delightful and somewhat eccentric illustrations of the Russian edition of Mikhail Belomlinsky. What the caption on p. 85 has as “Gandalf arriving in a city” is actually the party’s arrival in Rivendell. Despite the inaccuracies, mostly due to the book’s need for brevity, and the few mistakes, 3-Minute J.R.R. Tolkien can definitely be recommended as both an addition to an already larger library as well as a first introduction to Tolkien’s life, works and influence as the snippets of information are presented in an entertaining and visually appealing way, whetting the reader’s appetite for more.
Marie-Noëlle Biemer studied English, Russian and Business at the Justus-Liebig-Universität in Gießen and Business Studies at the University of Bradford, UK. She now works as a news editor for an English-language publication in Frankfurt. She has published two articles on her favourite topic of William Morris and his influence on J.R.R. Tolkien. As press officer of the German Tolkien Society she takes care of the society’s public relations. She is also an editor of the society’s webpage.
Bilder/Pictures: (c) Ivy Press