Warum Chart Shows und 'readers lists' ihre Schwächen haben…

Wer die fast täglich im deutschen Fernsehen erscheinenden Chart Shows noch nicht satt hat und die dazugehörigen, im Internet genauso weit verbreiteten “readers choice lists” auch mag, der kann nun beim Time Magazine fündig werden.

In einem längeren Artikel stellt Kritiker Richard Lacayo vor, welche Kriterien er und sein Kollege Lev Grossman bei der Auswahl der 100 Best Novels angelegt haben. Wie immer sind die Kriterien recht willkürlich, treffen doch diese beiden Personen alleine eine Auswahl bei einer nahezu unüberschaubaren Anzahl an Kandidatinnen und Kandidaten.

Vor einiger Zeit hatte man das Spiel mit Filmen begonnen und da ist es nur logisch, daß Bücher folgen müssen. Die Liste ist im ständigen Fluß, weil man abstimmen darf und das so oft wie man will. So kann man Bücher nach oben oder nach unten drücken und eine Email innerhalb des Vorstands der DTG kommentierte den dreizehnten Platz des Lord of the Rings mit der Bemerkung “Der Hype ist halt vorbei” – nur um am nächsten Tag dieses Buch auf Platz 1 zu sehen. So ändern sich die Positionen fast stündlich und zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Artikel belegt es Platz 9.

Nachkriegsklassiker sind weit vorne zu finden wie Slaughterhouse Five, Catch-22, To Kill a Mockingbird, The Catcher in the Rye, aber auch vor dem zweiten Weltkrieg erschienene Werke wie Grapes of Wrath und The Great Gatsby. Eine sehr gesunde Mischung bekannter und beliebter Texte, wenn sie auch insgesamt alle sehr anspruchsvoll sind und dem literarischen Kanon überraschend entsprechen. Diese Liste könnte auch in jedem Anglistik und Amerikanistik Institut an deutschen Hochschulen gute Dienste leisten. C.S. Lewis und The Lion, the Witch and the Wardrobe liegen hier sicherlich aufgrund des kommenden Films gut im Rennen.

Wer also unbedingt den Herr der Ringe auf dem ersten Platz sehen will – viel Spaß beim Surfen!

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