Hither Shore 08 – Tolkien und das Mittelalter

Hither Shore
Interdisciplinary Journal
on Modern Fantasy Literature

Jahrbuch der
Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V. (DTG)

Tolkien and the Middle Ages Tolkien und das Mittelalter
Interdisziplinäres Seminar der DTG
29. April bis 1. Mai 2011, Potsdam

Buchinformationen

Preis: 25,50€
Seiten: 328
Herausgegeben von: Thomas Fornet-Ponse (Gesamtleitung), Marie-Noëlle Biemer, Marcel Bülles, Thomas Honegger, Rainer Nagel, Alexandra Velten, Frank Weinreich
Verlag: SCRIPTORIUM OXONIAE
Sprache: deutsch & englisch
ISBN: 978-3-9810612-6-0

Inhaltsverzeichnis

  • Preface / Vorwort
  • Tolkien Seminar 2011
    • Quellen mythologischer Vorstellungen in The Hobbit und The Lord of the Rings ‒ Rudolf Simek (Bonn)
    • Mundus senescit: Tolkien and the Allure of Medieval Nostalgia ‒ Dirk Wiemann (Potsdam)
    • Modern Tales in a Medieval Tradition: Formation of Meaning and Narrative Strategies in The Children of Húrin ‒ Silke Winst (Potsdam)
    • Mythologie contra Geschichte oder von der Mythologie zur Geschichte? ‒ Thomas Fornet-Ponse (Hildesheim)
    • Von Mittelerde zum Mittelalter ‒ Patrick A. Brückner (Potsdam)
    • Time and Tide: Medieval Patterns of Interpreting the Passing of Time in Tolkien‘s Work ‒ Thomas Honegger (Jena)
    • The Lay of Aotrou and Itroun: Medieval English Literature and the Early Stages of Sub-creation ‒ Rafael J. Pascual & Eduardo Segura (Granada)
    • Beleg and Túrin in the Light of the Medieval Tradition of Friendship among Warriors ‒ Guglielmo Spirito (Assisi) & Emanuele Rimoli (Roma)
    • Augustinian and Boethian Insights into Tolkien‘s Shaping of Middle-earth: Predestination, Prescience and Free Will ‒ Annie Birks (Angers)
    • Paganism in Middle-earth ‒ Cécile Cristofari (Aix-en-Provence)
    • Is the Table of Elrond‘s Council Round? ‒ Marguerite Mouton (Paris)
    • Tolkien‘s Mythopoetic Transformation of Landscape: Tombs, Mounds and Barrows ‒ Judith Klinger (Potsdam)
    • Old Norse Wolf-Motifs in Of Beren and Lúthien ‒ Antje vom Lehn (Tübingen)
    • The Eye and the Tree: the Semantics of the Middle-earth Heraldry ‒ Catalin Hriban (Iaşi)
    • The Dying Sun: Wagner‘s Ring and Tolkien‘s Legend ‒ Renée Vink (Hilversum)
    • The Middle Ages Tolkien Shunned: Tolkien and Chivalry ‒ Martin G.E. Sternberg (Bonn)
  • Varia
    • Romantische Sehnsucht im Werk J.R.R. Tolkiens ‒ Julian T.M. Eilmann (Aachen)
    • Simple Pleasures in Tolkien‘s Poetry: Eating and Drinking and the Depth of Time ‒ Guglielmo Spirito & Emanuele Rimoli (Assisi)
  • Zusammenfassungen der englischen Beiträge/Summaries of the German Essays
  • Reviews / Rezensionen
    • John Perlich & David Whitt (Eds.): Millenial Mythmaking. Essays on the Power of Science Fiction and Fantasy Literature, Films and Games
    • Katherine A. Fowkes: The Fantasy Film
    • Axel Melzener: Weltenbauer. Fantastische Szenarien in Literatur, Games und Film
    • Fastitocalon. Studies in Fantasticism Ancient to Modern. Vol I-2 (2010): Immortals and the Undead
    • Tolkien Studies. An Annual Scholarly Review. Vol VII (2010)
    • Liam Campbell: The Ecological Augury in the Works of J.R.R. Tolkien
    • Paul Kerry (Ed.): The Ring and the Cross. Christianity and The Lord of the Rings
    • Jason Fisher (Ed.): Tolkien and the Study of his Sources
    • Tolkien Studies. An Annual Scholarly Review. Vol VIII (2011)
    • Paul Kerry & Sandra Miesel (Eds.): Light Beyond all Shadow. Religious Experience in Tolkien‘s Work
    • Carl Phelpstead: Tolkien and Wales: Language, Literature and Identity
    • Arne Zettersten: Tolkien and Wales: J.R.R. Tolkien‘s Double Worlds and Creative Process. Language and Life
  • Unsere Autorinnen und Autoren/Our Authors
  • Siglen-Liste
  • Index

Vorwort

Tolkien und das Mittelalter: So naheliegend diese Verbindung zu sein scheint und so häufig sie in der Tolkienforschung der letzten Jahre aufgegriffen wurde, so wenig ist bislang gefragt worden, auf welches Mittelalter eigentlich Bezug genommen wird. Denn die Epochenkonstruktion ›Mittelalter‹ umfasst nicht nur tausend Jahre, sondern auch eine Vielfalt der Kulturen und ebenso zahlreiche moderne Bilder vom Mittelalter. Welche Imaginationen des Mittelalters sind es also, die Tolkien in einen Dialog mit der Moderne bringt und in seinen Entwurf der Welt von Mittelerde integriert?

Mit dieser Frage beschäftigte sich das 8. Tolkien-Seminar im April 2011, veranstaltet von der DTG in Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam. Die Bandbreite der Vorträge reichte von den Grundlagen für Tolkiens Auseinandersetzung mit der vormodernen Epoche über literatur- und ideengeschichtliche Zusammenhänge bis hin zur Analyse der mittelalterlichen Bezüge einzelner Phänomene und Motive. Solche Bezüge lassen sich auf unterschiedlichen Ebenen ausmachen: so etwa die Bedeutung vormoderner Gesellschafts- und Herrschaftsverhältnisse, Verhaltens- oder Denkweisen, aber auch mittelalterlicher Imaginationswelten für die Mythologie von Mittelerde. Diskutiert wurde ebenso, wie Tolkien solche Elemente in seine Texte integriert und transformiert und welche poetischen Strategien er bei der Konzeption einer historisch fremden Kultur entwickelt.

Über die Analyse mittelalterlicher Einflüsse hinaus stellte sich die Frage, wie die vielfältigen Mittelalterbilder und -aspekte in Tolkiens Werk zu deuten sind. Sind sie, wie oft unterstellt, Ausdruck eines nostalgischen Anti-Modernismus?
Oder dient die Fremdartigkeit mittelalterlicher Strukturen dazu, Fremdheitserfahrungen bei der Lektüre auszulösen? Tolkiens Weltentwurf grenzt sich an manchen Punkten entschieden von den Phänomenen der Moderne ab, wenn er beispielsweise der neuzeitlich-aufklärerischen ›Entzauberung‹ der Wirklichkeit eine magische Weltwahrnehmung entgegensetzt. Doch vollzieht sich eine solche Wende ins Mittelalterliche eben auch im Bewusstsein moderner Weltanschauungen, die Tolkien nicht etwa negiert, sondern als Stimmen und Denkmöglichkeiten in seinen Epochendialog aufnimmt.

Wie die Tagungsbeiträge und Diskussionen gezeigt haben, hat sich Tolkien von einer großen Vielfalt mittelalterlicher Quellen, Texte und Lebenswelten inspirieren lassen, die zusammen genommen kein geschlossenes, kohärentes Bild vom Mittelalter ergeben. Vielmehr gehen sie in einen groß angelegten literarischen (Re-)Konstruktionsprozess ein, der historische Fremdheit mit modernen Perspektiven verbindet.

Neben den zahlreichen Seminarbeiträgen und den ausführlichen Rezensionen aktueller Forschungsliteratur enthält dieser Band zwei weitere Artikel: Julian Eilmann ergänzt einige Thesen aus seinem Aufsatz zur Romantik; Guglielmo Spirito und Emanuele Rimoli widmen sich den einfachen Freuden in Tolkiens Werk (Essen und Trinken).

Abschließend danken wir für den Erfolg des Seminars und die Ermöglichung dieser achten Ausgabe des DTG-Jahrbuchs der Universität Potsdam, dem Verlag Walking Tree Publishers und der Association Modernités mediévales für die freundliche Unterstützung und selbstverständlich allen Beitragenden, den Mitherausgebern und -herausgeberinnen im Board of Editors und schließlich der Verlegerin Susanne A. Rayermann mit ihrer Graphikerin Kathrin Bondzio.

Patrick Brückner, Thomas Fornet-Ponse, Judith Klinger

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner