Hither Shore
Interdisciplinary Journal
on Modern Fantasy Literature
Jahrbuch der
Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V. (DTG)
Das »verflixte siebte Jahr«? In gewissem Sinne mag dies auf das im April 2010 in Jena in bewährter Zusammenarbeit mit Thomas Honegger durchgeführte 7. Tolkien Seminar der Deutschen Tolkien Gesellschaft zutreffen, dessen Vorträge die Grundlage dieses Bandes bilden. Denn aufgrund des Ausbruchs des Vulkans Eyafjallajökull und der dadurch verursachten Einschränkungen des Flugverkehrs war es mehreren der ursprünglich geplanten Referenten und Referentinnen verwehrt, ihre Thesen persönlich vorzustellen. Die hohe Zahl der verbliebenen Vorträge zeigt deutlich, auf welch großes Interesse das Thema Tolkien und die Romantik in ganz unterschiedlichen Disziplinen gestoßen ist – tatsächlich wäre es ohne Ausfälle das Seminar mit den bisher meisten Beiträgen gewesen. Zumindest zwei der nicht gehaltenen Beiträge liegen mit denjenigen Eduardo Seguras und Anna Slacks in diesem Band vor.
Wie sich bei der Lektüre schnell zeigen wird, besteht hinsichtlich der Nähe Tolkiens zur Romantik alles andere als ein Forschungskonsens – womit die Themenwahl sich auch im Rückblick als im höchsten Maße berechtigt erwiesen hat. Ein Seminar, an dessen Ende mehr Fragen off en sind als zu Beginn vermutet, hat gewiss nicht vergebens stattgefunden. Denn die Differenzen innerhalb der Forschergemeinde verdanken sich weniger einer unterschiedlichen Auswahl untersuchter Texte, da sie auch zwischen den ein größeres Textkorpus betrachtenden Artikeln bestehen. Vielmehr sind sie auch auf eine bis heute fehlende allgemein akzeptierte Definition dessen zurückzuführen, was unter Romantik genau zu verstehen ist, so dass recht unterschiedliche Romantikverständnisse verwendet werden konnten. Dementsprechend kann Tolkien einerseits anhand von Motiven und Charakteristika in die Tradition der Romantik gestellt werden, andererseits werden andere Aspekte seines Werkes als nicht romantisch herausgestellt. Darüber hinaus besteht zuweilen sogar im Blick auf das gleiche Element ein vehementer Dissens – genannt sei hier nur Tolkiens Rekurs auf das Mittelalter, weswegen sich das Thema des 8. Tolkien Seminars organisch an das vergangene anschließt.
Neben den zahlreichen und ganz unterschiedliche Dimensionen des Werkes Tolkiens untersuchenden Seminarbeiträgen enthält diese Ausgabe wiederum einige ausführliche Rezensionen zu aktuellen Forschungsarbeiten sowie einen kurzen Beitrag Thomas Honeggers, in dem dieser auf eine problematische Entwicklung im Feld der Sekundärliteratur aufmerksam macht.
Schließlich sei noch den verschiedenen am Erfolg des Seminars und dem Zustandekommen des aktuellen Jahrbuchs beteiligten Personen herzlich gedankt: Prof. Dr. Thomas Honegger und seinem Team von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Verlag Walking Tree Publishers und der Association Modernités mediévales für die freundliche Unterstützung sowie natürlich wie immer allen Beitragenden, den Mitgliedern des Board of Editors und Susanne A. Rayermann und Kathrin Bondzio vom Scriptorium Oxoniae.
Thomas Fornet-Ponse