Hither Shore
Interdisciplinary Journal
on Modern Fantasy Literature
Jahrbuch der
Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V. (DTG)
An dieser Stelle werden gewöhnlich bei der ersten Ausgabe einer neuen Zeitschrift ihre Existenzberechtigung und das von ihr abzudeckende Spektrum erläutert. Allerdings sollte das Jahrbuch einer literarischen Gesellschaft wie der Deutschen Tolkien Gesellschaft keiner weiteren Begründung bedürfen, als dass in ihm ein wichtiger Aspekt einer solchen Gesellschaft seinen schriftlichen Niederschlag findet. Die Frage nach der Existenzberechtigung einer solchen Zeitschrift wie Hither Shore kann daher dieselbe Antwort finden wie diejenige nach der Existenzberechtigung einer Gesellschaft wie der Deutschen Tolkien Gesellschaft.
Abgesehen davon haben wir Grund zur Vermutung, dass die Leserin/der Leser dieser Zeitschrift als wissenschaftlichem Organ der Deutschen Tolkien Gesellschaft um die Relevanz des Themas bzw. des Autoren weiß und es ihr/ihm daher nicht noch eigens nahe zu legen ist, ja dies – um ein häufig bemühtes Wort weiter zu bemühen – dem Transport von Eulen nach Athen gleichkäme.
Sind damit schon genug Worte über die Existenzberechtigung von Hither Shore verloren, bliebe noch das abzudeckende Spektrum zu erläutern. Auch hier sind keine Überraschungen zu vermelden, insofern es sich auf die Auseinandersetzung mit J.R.R. Tolkien und seinem Werk konzentriert, jedoch nicht beschränkt. Aus diesem Grund ist der Untertitel eigens weit gefasst, um deutlich zu machen, dass uns auch an der Beschäftigung mit anderen Autoren der Fantasy und Phantastik als John Ronald Reuel Tolkien gelegen ist. Eine Untersuchung anderer Autoren oder Werke, seien es ältere als mögliche Vorgänger, Wegbereiter, Ideengeber, zeitgenössische als Kontrapunkte oder Anknüpfungspunkte oder jüngere als Nachfolger oder in seiner Tradition stehende, vermag nicht zuletzt auch erhellende Ergebnisse für die Beschäftigung mit Tolkiens Werk selbst zeitigen. So bleibt Tolkien das Gravitationszentrum, auf das die Beiträge in Hither Shore hingeordnet sind, auch bei möglichen Ausflügen in die Peripherie.
Aus ebenfalls naheliegenden Gründen soll Hither Shore eine grundsätzlich zweisprachige Zeitschrift sein. Wenn dies in dieser ersten Ausgabe noch nicht ganz deutlich wird, so hoffen wir, dass sich dies in späteren Ausgaben ändern wird.
Das dritte zentrale Element bildet der grundlegend interdisziplinäre Ansatz, der schon in der ersten Ausgabe angesichts der Breite der vertretenen Fachrichtungen deutlich präsentiert wird. Einem Werk wie dem Tolkiens kann man offensichtlich nicht mit nur einer Methodik oder aus dem Blickwinkel nur einer Wissenschaft gerecht werden, sondern es bedarf einer ganzen Vielfalt derselben, um die Reichhaltigkeit dieses Werkes zu erschließen.
Der Titel Hither Shore wurde gewählt, um diesen Anliegen Rechnung zu tragen. So ist er zum einen ein durch Tolkiens Werk geprägter Begriff – wie die eine Leserin oder der andere Leser wissen wird da »Hither Shore« die Übersetzung von Nevrast, dem früheren Sitz Turgons ist, sowie Mittelerde in den Liedern über Earendil, Nimrodei und von Galadriel so genannt wird. Zum anderen ist der Titel durch das konnotierte Bild einer Küste nicht nur auf Tolkien beschränkt, sondern impliziert die Öffnung auf Weite, die Möglichkeit verschiedener Ausgangspunkte und nicht zuletzt einen Horizont, auf den sich das Denken und Sehen richtet.
Unter diesen Vorgaben dient Hither Shore als Jahrbuch der Deutschen Tolkien Gesellschaft zum einen zur Veröffentlichung der auf dem Tolkien Seminar gehaltenen Vorträge und weiterer eingesandter Aufsätze, zum anderen sollen unter der Rubrik »Works in progress« aktuelle Forschungsvorhaben vorgestellt werden und ausführliche Rezensionen einen Pfad durch den immer weiter wachsenden (Wild-)Wuchs an Sekundärliteratur bahnen.
Ein solches Unterfangen wäre aber von vornherein zum Scheitern verurteilt, fänden sich nicht jene Menschen, die ihm Zeit und Arbeitskraft widmen, um die nötigen anfallenden Arbeiten zu erledigen. So sei hier den bisherigen und künftigen Beiträgern herzlich gedankt, denn ohne ihre Ergebnisse hätten wir keinen Inhalt, mit dem wir Hither Shore füllen könnten. Da zum Inhalt notwendig auch die Form gehört, gebührt ein ebenso herzlicher Dank Anke Eißmann für die Umschlaggestaltung, Friedhelm Schneidewind für den Satz sowie Susanne Antoinette Rayermann für das Lektorat und die verlegerische Arbeit.
Marcel Bülles, 1. Vorsitzender der Deutschen Tolkien Gesellschaft
Thomas Fornet-Ponse, Gesamtleitung der Herausgeber