Rezension: The Christian World of The Hobbit

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von Thomas Fornet-Ponse

Devin Brown, The Christian World of The Hobbit. Nashville: Abingdon Press, 2012. Softcover, 193 pp.

Während es zum (tatsächlichen, vermuteten oder behaupteten) christlichen Gehalt des Herrn der Ringe schon einige Bücher und zahlreiche Aufsätze gibt, lag aus dieser Perspektive zum Hobbit bislang noch nicht sonderlich viel vor. Dies ändert sich mit Devin Browns Buch, das wie viele andere Autoren von Tolkiens persönlichem christlichen Glauben ausgeht, um diese Lesart zu rechtfertigen. In einem ersten Kapitel diskutiert Brown, was es bedeutet, den Hobbit als wesentlich christliche Geschichte zu lesen, und er betont dabei unter Rückgriff auf einschlägige Briefe Tolkiens, christlich seien die Werke Tolkiens nicht an der Oberfläche, sondern im Kern und es gehe ihm darum, zum besseren Verständnis unserer Welt und ihrer Bewohner beizutragen. Nach diesem einführenden Kapitel widmet er sich in drei längeren Kapiteln drei unterschiedlichen religiösen Themen, die er als zentral für Tolkiens Werk ansieht: Vorsehung, Absicht und moralische Empfindung.

So stellt er zunächst die im Hobbit auftauchenden zahlreichen Zufälle oder Glücksfälle heraus – beispielsweise sieht Elrond gerade dann auf die Karte, als die Mondbuchstaben zu sehen sind oder liegt der Ring gerade dort, wo Bilbo herumtastet –, die in dieser Fülle unglaubwürdig wären, wenn sie nicht als Ausdruck eines vorsehenden Wirkens gedeutet würden, das den Protagonisten immer wieder helfend beisteht. Diese Hilfe verfolge eine klare Absicht, die bei Bilbo paradigmatisch deutlich werde: Bilbo werde durch die Abenteuer zu der Person, zu der er das Vermögen hat. Brown erläutert dies an Bilbos Veränderung von einem furchtsamen, an Komfort orientiertem Hobbit hin zu einem, der den Komfort zwar nach wie vor schätzt, sich aber davon nicht bestimmen lässt, sondern weiß, worauf es ankommt. Der christliche Charakter drücke sich darin aus, dass nicht nur Bilbo profitiere, sondern die ganze Welt. Des Weiteren seien Gut und Böse in Mittelerde nicht relativ, sondern absolut, es gebe also auch in schwierigen Situationen immer eine richtige und eine falsche Entscheidung. Dies untermauert Brown zunächst mit verschiedenen Passagen aus Der Herr der Ringe und stellt dann die entsprechenden Bezüge zu Der Hobbit her. Zum Schluss geht er auch auf unterschiedliche Reaktionen ein und betont, mit solchen Elementen wie den besprochenen stehe Der Hobbit quer zur modernen Geisteshaltung.

Brown beschränkt sich bei seinen Ausführungen nicht nur auf den Hobbit, sondern verweist immer wieder auch auf Der Herr der Ringe sowie zitiert des Öfteren aus den Schriften C.S. Lewis’. Da er sich eher an ein breiteres Publikum und weniger an das Fachpublikum wendet, erfolgt auch keine gründliche Auseinandersetzung mit der einschlägigen Sekundärliteratur, wenngleich er zumindest einige ihrer wichtigsten Werke durchaus zur Kenntnis nimmt. Insofern dürfen auch keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse erwartet werden, wohl aber eine gut verständliche Darlegung der behandelten Themen. Ob diese allerdings als spezifisch christlich anzusehen sind oder von vielen Religionen vertreten werden, ist eine andere Frage.

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