Rezension: Looking for the King.

Rezension: Looking for the King.

Ein Literatur-Fan ist ein Fan wieder jeder andere auch: Wo die einen auf einem Konzert laut kreischend der aktuell angesagten Rockband huldigen oder ihrem Lieblingsschauspieler ein Autogramm und Foto abringen, da freuen sich die anderen über die Widmung im gerade erworbenen, neuen Roman des Lieblingsautoren. Schwierig haben es aber alle Fans, wenn der Gegenstand der Faszination nicht mehr unter den Lebenden weilt – und das ist bei dem Literatenzirkel der ›Inklings‹, der gegen Mitte des 20. Jahrhunderts in Oxford umtriebig war, leider der Fall. Wer würde nicht gerne J.R.R. Tolkien, C.S. Lewis oder Charles Williams mal die Hand schütteln oder mit ihnen auf ein Pint in ihre Lieblingskneipe gehen und mit ihnen über Gott und die Welt reden (was bei den ›Inklings‹ fast wörtlich zu nehmen ist)?

David C. Downing bietet mit seinem Buch »Looking for the King« die nächstbeste Lösung zu diesem Problem: Er macht diese brillianten Akademiker einfach zu Charaktern seiner Erzählung. Der ausgewiesene Lewis-Experte erweckt in seinem Roman drei der bekanntesten ›Inklings‹ wieder zum Leben und bindet geschickt nachgewiesene Aussagen der drei Professoren in die Handlungsstränge ein. Er findet sogar Gelegenheiten, sympathische Eigenarten einzuflechten, wie die Tolkiens,  der sich in seinem Arbeitszimmer einen laut klingelnden Wecker stellt, um seinen Besuchern vorgaukeln zu können, ›einen wichtigen, anderen Termin‹ wahrnehmen zu müssen. Die Erzählung hat etwas von einem historischen Krimi, aber im Endeffekt geht es darum, den Dreien und ihren Fähigkeiten soviel Zeit einzuräumen, wie es ihre Talente verdient haben.

In den Kriegswirren des Jahres 1940 kommt der junge amerikanische Forscher Tom McCord nach England, um für ein Buch über König Arthur zu recherchieren. Recht schnell sucht er den Kontakt zu führenden, britischen Kollegen, und als er sich auf ein Treffen mit C.S. Lewis in Oxford vorbereiten will, lernt er die bezaubernde Amerikanerin Laura Hartmann kennen, die zur Unterstützung ihrer Tante nach England gekommen ist – und die wiederkehrende Träume von längst verstorbenen Helden und geschlagenen Schlachten hat, auf die sie in England gerne die Antwort finden möchte.

David C. Downing, Autor

Tom bittet Laura seine Assistentin zu werden, denn zwischen seinem Forschungsvorhaben und Lauras Träumen scheint es eine Verbindung zu geben. Bald müssen sie merken, daß sie nicht die einzigen sind, die sich auf die Suche nach verlorengegangen Relikten gemacht haben oder die Geheimnisse mysteriöser Orte zu lüften versuchen. Nachdem Lewis ihnen einen ersten Hinweis gegeben hat, lädt er sie ein, Kollegen von ihm zu befragen, die ihnen weiterhelfen können: Charles Williams und J.R.R. Tolkien, beide Koryphäen ihres Fachs, stehen ihnen bereitwillig mit Rat und Tat zur Seite. Als sich herausstellt, daß aus der einfachen Suche nach Orten mit einem Bezug zu König Arthur ein Wettrennen um die ›Heilige Lanze‹ entbrannt ist, die sich in Großbritannien befinden soll, begreifen Tom und Laura erst, welche Bedeutung ihre Suche hat. Das älteste Stück der Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches soll nicht nur einen Stück des Nagel vom Kreuze Christi enthalten, sondern seinen Träger unbesiegbar machen – und Adolf Hitler will sie haben …

Wer sich für die ›Inklings‹ begeistert, gerne Krimis liest und die Legenden um König Arthur auch zu schätzen weißt, der kommt an diesem Buch nicht vorbei. Ein großer Spaß und ein absolutes Muß für alle Tolkien-Fans!

Für alle, die das Buch näher kennenlernen möchten: Es gibt eine sehr schöne Webseite mit allen Informationen zu Autor und Roman. http://www.lookingfortheking.com

Marcel R. Bülles ist Gründungsvorsitzender der Deutschen Tolkien Gesellschaft e.V., Mitbegründer der Ring*Con (größte europäische Fantasy-Convention) und Mitglied im Board of Editors des wissenschaftlichen Jahrbuchs “Hither Shore.” Er gehört zu den beliebtesten internationalen Rednern zum Thema Tolkien und Mittelerde und hat bereits in Italien, der Schweiz, Großbritannien, USA, Kanada und Slowenien Vorträge zu seinem Lieblingsautor gehalten. Vor kurzem erschien seine Übersetzung von Henry Gees “Die Wissenschaft bei Tolkien.” Als aktives Mitglied der DTG ist er u.a. Gastautor für die Webseite tolkiengesellschaft.de. Auf seinem Blog http://www.macrobee.de widmet er sich fantastischen Themen in allen Medien

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Looking for the King. A review

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