Tolkien und der Erste Weltkrieg – übersetzt von Marcel Aubron-Bülles

1.weltkriegAm 24. März 2014 erscheint die deutsche Übersetzung von John Garths gefeiertem Sekundärwerk Tolkien and the Great War als Tolkien und der Erste Weltkrieg: Das Tor zu Mittelerde im Klett-Cotta Verlag. Der Übersetzer, zusammen mit Birgit Herden, ist DTG-Gründungsvorsitzender Marcel Aubron-Bülles, der uns in einem Interview Einblicke in seine Arbeit gewährte.

Bereits kurz nach der Veröffentlichung von Tolkien and the Great War im Jahre 2003, hat Aubron-Bülles das Buch gelesen. „Mir war schon seit geraumer Zeit klar, dass die Carpenter-Biografie zwar bis heute noch die brauchbarste Überblicksdarstellung ist, aber kleinere Fehler und Ungenauigkeiten enthält. Da war Johns Buch ein wahrer Traum für jeden Forscher.“ Außerdem war deutlich, wie viel Zeit und Mühe in das Werk eingeflossen waren, sagte Aubron-Bülles.

Auf der Tolkien-Konferenz der Tolkien Society in Birmingham 2005 hielt er dann den Eröffnungsvortrag – über die Erfahrungen Tolkiens im Ersten Weltkrieg und ihren möglichen Einfluss auf seine kreative Arbeitsweise. Er bezog sich damals auf das hochaktuelle Buch Garths. „Als mein Vortrag unter Applaus endete und ich die Fragerunde eröffnete, hob ein junger Mann den Arm und meldete sich mit den Worten: ‚Übrigens, ich bin John Garth. Freut mich, dass ihnen mein Buch gefällt.‘“.

Seit diesem Jahr hat Aubron-Bülles auch regelmäßig bei Klett-Cotta vorgesprochen und ihnen eine Übersetzung des Werks ans Herz gelegt. „Generell ist die Hobbit Presse bei Klett-Cotta natürlich auf Belletristik ausgerichtet, aber nachdem Titel wie Shippey sich als erfolgreich erwiesen und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs sich zum hundertsten Mal jährte, war die Entscheidung dann getroffen.“ Und er bekam gleich selbst den Auftrag.

Foto von Marcel Bülles
“Eine schwere Geburt”, sagt Marcel Aubron-Bülles über die Übersetzung (Foto von Tobias M. Eckrich).

Das schwierigste an der Übersetzung war, dass Aubron-Bülles nicht nur Übersetzer sondern auch Tolkien-Experte ist. „Ich bin stets auf der Suche nach möglichen Fehlern, von denen Garth aber praktisch keine hat – wenn, dann sind es nur Kleinigkeiten, die im Lauf der Jahre von aufmerksamen Lesern gefunden und in Errata aufgenommen worden sind, die wir natürlich bei der Übersetzung berücksichtigt haben.“ Bei der Übersetzung sind dann noch ein halbes Dutzend hinzugekommen, aber nichts inhaltlich entscheidendes, so Aubron-Bülles.

Es heißt, ein guter Übersetzer in der Belletristik schafft gut zwanzig Manuskriptseiten pro Tag. Bei Sachbüchern dauert es in der Regel etwas länger. „Ich habe mich unter anderem daran aufgehangen, ob es nun ‚Festung Zollern‘ oder ‚Zollern Redoubt‘ heißen muss“, sagte Aubron-Bülles. Dass er das Werk bereits kannte und mochte half bei der Arbeit. „Für mich ist die kreative Arbeit des Übersetzens eine stark emotional aufgeladene Aufgabe, die mich vermutlich zu einem der schnellsten Belletristik-Übersetzer in unseren Landen macht, wenn ich das Buch mag – und einem der langsamsten, wenn das Buch Müll ist.“

Während der Arbeit verweilte Aubron-Bülles für einige Zeit im Haus des Europäischen Übersetzer-Kollegiums in Straelen. „Der Zugriff auf über 100.000 Bände Fachliteratur ist einfach unbezahlbar. Wer dort einen Text nicht übersetzt bekommt, der schafft das nirgendwo.“ Außerdem bedeutet ein Aufenthalt dort bessere Konzentration und viel Spaß, da man dort Kollegen aus aller Welt trifft. Und der Tolkien Tag in Geldern war auch nur einen Katzensprung entfernt …

Marcel Aubron-Bülles, Jahrgang 1972, bekam seinen Magister Artium von der Universität Köln. Während der Studienzeit tat er sich mit anderen Tolkien-Begeisterten zusammen, woraus 1997 die Deutsche Tolkien Gesellschaft entstand, die er lange Jahre als Erster Vorsitzender leitete. Er arbeitet als Übersetzer in Berlin und hat bereits über zehn Bücher ins Deutsche übertragen, darunter u.a. Henry McGees Die Wissenschaft bei Tolkien. Weitere Informationen und Blog: marcel-buelles.de, www.thetolkienist.com

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